Fliegenpilz
Weise Worte

Understanding is misunderstood

There’s something inside me
And I know it’s good
But understanding is misunderstood
At the end of a smile
There’s a laugh and a half
On my behalf

– D.A.D. | Laugh and a half


Heute morgen sprang mir die Nachricht von Matthew Perrys Tod entgegen, und man könnte sagen, es hat mich kalt erwischt. Out of nowhere. Doch ein Blick auf seinen Instagram-Account verrät, dass der Schauspieler, der vor allem durch seine Rolle als Chandler Bing in der Kult-Sitcom „Friends“ weltberühmt wurde, seinen Tod über mehrere Tage angekündigt hat. Einige haben seine Posts dort auch durchaus verstanden, wohlgemerkt vor seinem Tod. Hunderttausende Menschen haben seine Beiträge gelesen. Darunter sicher auch sein Agent, Kollegen, Freunde, Familie.

Vielleicht hatten alle, die ihm irgendwie hätten helfen können, längst aufgegeben. Zwangsläufig, möglicherweise. Oder höchstwahrscheinlich. Jemand mit einer lebenslangen Drogenkarriere und Alkoholproblemen, die ja auch irgendwo ihren Ursprung haben, ist womöglich unrettbar. Über 60 Entzüge hat Matthew Perry nach eigenen Aussagen hinter sich gebracht. Belegt das einen hoffnungslosen Fall oder einen außerordentlichen Lebenswillen und Kampfgeist? War der Schauspieler austherapiert?

Heute vor fast exakt einem Jahr hat Matthew Perry eine Autobiografie veröffentlicht, die unzählige Menschen dazu inspiriert hat, nüchtern zu werden. Hat er seinen Auftrag erfüllt? Hat er sein Pensum an Leben aufgebraucht, wie man es oft über Berühmtheiten sagt, die Millionen verdient, exzessiv gefeiert und Affären mit den schönsten Frauen Hollywoods gehabt haben? Ist etwas dran an der Theorie von der fixen Anzahl Atemzüge, die jedem Exemplar einer Spezies gegeben sind?

Ich kann es natürlich nicht beurteilen, aber für mich steht fest, dass es wie bei nahezu allen Suiziden (vielleicht wird es auch irgendwo als „Unfall“ eingeordnet, pffft) noch ein Fünkchen Hoffnung für Perry gegeben hätte. Aber irgendwo hat wieder ein System versagt. Das passiert täglich, zigtausendfach. Allein in Deutschland sind es 25 Menschen pro Tag. Tendenz steigend. Die Zivilisation versagt immer öfter. Sind das die Opfer, die wir bringen müssen, um an anderer Stelle Leben zu ermöglichen? Klinge ich gerade so zynisch wie Chandler?

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