schlafende Eule
Weise Worte

Sleep to dream

„All that we see or seem is but a dream within a dream.“
– Edgar Allan Poe

Letzte Nacht habe ich geträumt, dass ich im ersten Stock die Heizkörper entlüfte, und als ich aufwachte, hatte ich noch das laute Zischen im Ohr. So lange, dass ich dachte: „Na super, jetzt hab ich auch noch einen Tinnitus!“ Diese Zeitspanne, in der sich Traum und Wirklichkeit überschneiden, in der Sinneswahrnehmungen noch sehr real nachwirken, obwohl sie aus einem nicht realen Setting stammen, fasziniert mich immer wieder.

Der Moment, in dem man nicht genau weiß, ob man wach ist oder träumt, kann eine Qual sein, eine trügerische Euphorie oder auch eine hoffnungsvolle Gnadenfrist. Ich erinnere mich, wie ich als Fünfzehnjährige nach einem Unfall auf einer Rettungstrage aufwachte, die eilig durch einen Krankenhauskorridor geschoben wurde. Damals klammerte ich mich an den Gedanken, das alles nur zu träumen, aber leider war ich bereits wach.

In der SZ gab es vor Jahren einen Artikel über eine Hirnforschungsstudie, die bewies, dass Träume Erlebnisse in der Realität entschärfen können. Das hängt mit dem Pegel des Neurotransmitters Noradrenalin zusammen und ist daher für die Traumatherapie hochinteressant.

„Das Traumstadium des Schlafes mit seiner besonderen neuro-chemischen Zusammensetzung ist ein linderndes Bad, das den emotionalen Erinnerungen des Vortages ihre Schärfe nimmt.“
Matthew Walker, University of Berkeley (Current Biology, Bd. 21, S.1, 2011)

Wie immer frage ich mich bei diesem Thema, ob es einen Unterschied macht, ob man sich an seine Träume erinnert oder nicht. Oder ob die Qualität eines Traums – wie auch immer man diese definieren würde – Einfluss auf „das lindernde Bad“ hat. Fest steht, dass man Träumen üben kann. Das ist wieder so eine Sache, die viele Leute überflüssig finden. Da sind wir wieder bei den minderwertigen Gefühlen.

Danke für das Foto, Alicia Petresc