
Odem
In its first pages, Estés introduces the story of La Loba, the Wolf Woman, a mysterious crone who wanders the world and collects the bones of dead creatures, especially wolves. When she has assembled an entire skeleton, La Loba begins to „sing over the bones“, and her singing transforms the skeleton into a living creature. With each line of melody, the Wolf Woman imbues the dead bones with life, adding blood, muscles, skin, and fur, until the creature begins to breathe and move. With purposeful singing, La Loba can resurrect any creature from this throwaway material „in danger of being lost to the world“ – its bones.
Emily K. Michael | „Singing Over the Bones“: The Miracle of Art and Intention
Etwas außerhalb des Dorfes lebte eine schon ziemlich gebrechliche Frau, die man aber immer ein Lied summen hören konnte, wenn man ihr begegnet ist. Wegen ihr dachte ich oft an „La Loba“. Und als ich gestern in Ommelshoved wieder einmal an dem toten Schwan vorbei kam, der anders als die meisten seiner Artgenossen friedlich eingeschlafen sein muss und auch nicht nachträglich zerfleddert wurde, hatte ich kurz eine Vision der summenden, alten Dame, die bei dem völlig intakten Schwanenskelett sitzt und singt. Heute Morgen habe ich erfahren, dass sie letzte Woche verstorben ist.
Weil die Frau weder Deutsch noch Englisch sprach, bin ich nie mit ihr ins Gespräch gekommen. Jetzt weiß ich, dass sie Malerin war und viel gereist ist, bis es das Alter nicht mehr erlaubte. Ursprünglich stammte sie aus Grönland. Ich bin überhaupt nicht überrascht, dass sie Künstlerin war. Sie hatte etwas an sich. Eine spezielle Ausstrahlung. Diese Aura, die manche Menschen haben, die Dingen Leben einhauchen können. Bedauerlich, dass ich sie nie kennen lernen durfte.

