
Mysterium oder Geheimnis?
Anlässlich eines Instagram-Spiels mit Buchcovern fiel mir Mark Frosts „Die geheime Geschichte von Twin Peaks“ wieder in die Hände. Das Buch ist innen wie außen ein Schmuckstück, aber auch ein Geniestreich in Worten. Einen Satz daraus möchte ich hier zitieren, weil er etwas anspricht, das ich wichtig finde.
„Mysterien beseelen das Leben, Geheimnisse schnüren ihm die Luft ab.“
Mark Frost
Vielen ist nicht klar, was Geheimnisse von Mysterien unterscheidet, oder dass es überhaupt einen gravierenden Unterschied gibt. Dabei geht es bei einem Geheimnis schlicht um eine verheimlichte oder unzugänglich gemachte Information. Ein Mysterium dagegen bezeichnet Dinge, die nicht oder nur sehr schwer zu erklären oder zu begreifen sind. Das ist natürlich ein wenig schwammig und kann durchaus zu Überschneidungen führen.
Im Storytelling wird das Geheimnis manchmal als Fast Food Variante des Mysteriums betrachtet. In Twin Peaks hat man eine Kombination von beidem erreicht, indem das Geheimnis (Wer ermordete Laura Palmer?) zwar gelüftet wird, das Mysterium „BOB“ aber bestehen bleibt. Beispiele eines gelungenen Spiels mit Geheimnis und Mysterium sind klassische, englische Krimis wie die um Sherlock Holmes.
Wie qualvoll und beschränkend es für die Psyche sein kann, ein Geheimnis zu hüten, ist mir erst dank Clarissa Pinkola Estés Erzählung von der Frau mit dem Goldhaar klar geworden. Mysterien dagegen sind wie das Salz in der Suppe, und zum Glück bietet unsere Welt uns bislang noch reichlich Gelegenheiten zum Wundern, Staunen, Befeuern einer gesunden Neugier und auch zum Gruseln.

