
Leute beschatten, die im Dunkeln leben
Detektivgeschichten sind ein zeitloses Genre, sie funktionieren in einem historischen Setting genauso wie in Science Fiction. Sie leben von der einzigartigen Kombination aus Spannung, schrägem bis schrulligem, oft lasterhaften Helden und einem Quentchen Gruselfaktor oder vermeintlich Übersinnlichem. Ihre Atmosphäre ist häufig eher düster, sie spielen im „Milieu“, in der Unterwelt, da wo die gescheiterten Existenzen zuhause sind. Nicht selten entpuppen sich vermeintlich feine Leute im Laufe eines Detektivromans als diejenigen mit den dunkelsten Abgründen. Unnötig zu sagen, dass ich ein großer Fan solcher Stories bin.
Detektiv: Beruf mit der Fähigkeit, Leute zu beschatten, die im Dunkeln leben.
– Ron Kritzfeld
Weltbekannte Detektive wie Sherlock Holmes, Miss Marple, Philip Marlowe, Kalle Blomkvist oder Hercule Poirot kennt jeder. Neuere, sehr empfehlenswerte Vertreter sind zum Beispiel der schrille Feng-Shui-Detektiv (!) C.F. Wong, die liebenswerte, hormonverstrahlte Stephanie Plum oder Cormoran Strike aus der Feder von J.K. Rowling, den ich hier schon einmal gefeiert habe.
Gerade erst entdeckt habe ich die ZDF-Serie „Dunkelstadt“ (wie so oft dank Youtube) mit der Detektivin Doro Decker, die das klassisch männliche Neo Noir Detektiv-Klischee des abgehalfterten, harte Drinks kippenden und Kette rauchenden Ermittlers auf eine weibliche Rolle überträgt. Die problemgebeutelte Doro operiert von einem coolen, aber verlotterten Loft im Hafen aus, wird unterstützt von einem zuckersüßen jungen Schwulen, der an ihrem ach so harten Kern herumknackt, und kotzt ihrem Verbündeten bei der Polizei bei einer für ihre Verhältnisse sehr romantischen Gelegenheit in den Schoß.
Das erwähnte Klischee ist deutlich überzeichnet, aber es passt gut zum Stil der Serie, der sehr nach Graphic Novel riecht. Ich mochte Dunkelstadt auf Anhieb, und ich hoffe sehr, dass es nach den bisher sechs Folgen noch weiter geht.
Danke für das Foto, Andrey Zvyagintsev

