magischer Mond
Weise Worte

Kunst, Wissenschaft und Magick

Dass ich es für schwierig bis sinnlos halte, Magie zu definieren, weil es ein sehr subjektiver Begriff ist, der noch dazu genau das beschreiben soll, was wir nicht erklären können, habe ich an anderer Stelle bereits geschrieben. Der berühmt-berüchtigte Aleister Crowley hat das allerdings anders gesehen und großen Wert darauf gelegt, seine „Magie“ vom damals gängigen Verständnis des Wortes abzugrenzen. Um das zu verdeutlichen, nannte er seine eigenen Lehren und Praktiken „Magick“. Und die definierte er folgendermaßen:

„Magick ist die Kunst und Wissenschaft, die Welt in Übereinstimmung mit dem Willen zu formen.“

Vieles an Crowleys Lehren und Praktiken stößt mich ab, aber was die Relevanz von Willenskraft für Magie/Magick betrifft, bin ich ganz seiner Meinung. Auch hinsichtlich seiner These, dass es das Schwierigste sei, den eigenen Willen erst einmal zu ergründen, stimme ich ihm zu.

Worauf ich bei der Betrachtung von Crowleys Zitat aber eigentlich hinaus will, ist die gleichzeitige Nennung von Kunst und Wissenschaft. Zur Blütezeit der Alchemie gingen Kunst und Wissenschaft ganz selbstverständlich Hand in Hand, wie Deborah Harkness‘ All Souls Trilogie schön beschreibt. Und auch zu Crowleys Lebzeiten mag das noch der >Fall gewesen sein. Doch heutzutage erscheinen Kunst und Wissenschaft häufig grundverschieden, wie das inzwischen überholte, aber immer noch vielzitierte Hemisphärenmodell unseres Gehirns beweist. Deshalb fällt es auf, wenn etwas sowohl als Kunst als auch als Wissenschaft bezeichnet wird – was entsprechend selten passiert.

Möglicherweise liegt genau hier ein entscheidender Schlüssel zur Magie. Möglicherweise war Aleister Crowley tatsächlich genial. Pervers, aber genial. Ein Magier muss sowohl künstlerisch als auch wissenschaftlich denken können, was relativ selten ist. Für Magick müsste er dann natürlich auch noch sexbesessen sein, aber das dürfte das geringste Problem sein…