
Entkoppeln
And into the forest I go
To lose my mind and
Find my soul
– John Muir
Als es gestern Abend dunkel wurde, fiel mir zum ersten Mal auf, dass ich hier mutterseelenallein bin, jedenfalls im Augenblick, weil weder Saison noch Wochenende ist. Die Hütte steht mit dem Rücken zum Wald und mit dem Gesicht zur See. Es ist nicht wirklich still, das Meer und die Vögel sorgen für einen abwechslungsreichen Klangteppich, aber es fehlt der Lärm der Zivilisation, das menschengemachte Rauschen.
Das ist wahnsinnig entspannend, doch sobald die Nacht herein bricht, auch ein bisschen unheimlich. Ohne die Hunde und an einem anderen Ort, in einem anderen Land, würde ich mich deutlich weniger wohl fühlen. Doch es gibt hier keine Bären, und die Kriminalitätsrate ist verschwindend gering. Ich schlafe ein, ohne dass mich mein Hirn mit den gewohnten Horrorszenarien versorgt.
Weil ich vorhabe, mich zukünftig etwas weniger „berieseln“ zu lassen, also nicht ständig Radio, Fernseher oder irgendwelche Streams laufen zu haben, ist das bemerkenswert. Denn normalerweise schaltet sich mein Kopfkino ein, sobald die Stimmen von außen verstummen. Anscheinend kann ich die Ruhe erstmals seit Langem wirklich genießen. Und ich spüre schon nach diesen wenigen Tagen, wie sich die Knoten in mir zu lösen beginnen.

