
Der Garten ist mein Endgegner
“In the spring, at the end of the day, you should smell like dirt.”
– Margaret Atwood
Überall duftet es intensiv nach Raps, Flieder und dem, was die Dänen „Englisches Gras“ nennen. Es wächst nur auf salzigem Boden, also in den Überschwemmungszonen. Nur deshalb habe ich es noch nicht für meinen Garten geklaut, denn der mir bis dato unbekannte Geruch ist wirklich himmlisch. Ich selbst dagegen stinke nach Erde und Schweiß. Der Garten erinnert nämlich genau wie das Haus an die Büchse der Pandora. Ungefähr zehn Zentimeter unter dem, was wie eine vernachlässigte Rasenfläche aussah, fand ich Pflastersteine. Wegen deren Beseitigung dauert mal wieder alles länger als gedacht.
Ich gehöre zu den Menschen, die nach einer gewissen Zeitspanne großer Anstrengung eine Belohnung brauchen, um motiviert zu bleiben. Es käme mir daher gelegen, wenn der Garten inzwischen schon ein bisschen besser aussähe. Er sieht verändert aus, das schon, aber leider nicht besser. Ich habe den behelfsmäßigen Schuppen entfernt und aus seinem Holz ein Stück Zaun und einen Komposter gebaut. Das waren dringende Notwendigkeiten, aber schöner machen sie das Gesamtbild nicht.
Heute hob daher eine dezente Frustration ihr hässliches Haupt. Wohl auch, weil ich letzte Nacht nicht geschlafen habe. Die Schüler der Abschlussklassen hatten gestern ihren letzten Schultag, und offenbar ist es hier Brauch, dass dann bis zum nächsten Morgen „Knallerterparade“ (Mofakorso) gefahren wird. Ich habe lange gebraucht, mich an den nicht existenten Verkehrslärm auf Ærø zu gewöhnen. Wenn dann plötzlich Halbstarke auf ihren frisierten Knallertern (man nennt sie nicht umsonst so) durch die nächtlichen Straßen brezeln, ist an Schlaf nicht zu denken. Als ich eben einkaufen war, konnte ich daher der Versuchung in Form eines Eimers Ben & Jerry’s nur widerstehen, indem ich stattdessen eine Hortensie mit dem schönen Namen „Magical Revolution“ erstand. Morgen wird sie eingepflanzt, und wehe, wenn es dann nicht gleich besser aussieht.

