Bücher
Weise Worte

Büchermenschen und die anderen

My father always told me: „Never trust anyone whose TV is bigger than their bookshelf.“
– Emilia Clarke


Es zeigt sich immer wieder: Mit Menschen, die nicht lesen, kann ich nur selten dauerhafte Bindungen eingehen. Das betrifft Freundschaften gleichermaßen wie Liebschaften. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber eigentlich gibt es bisher nur eine einzige. Bücher sind wie der kleinste gemeinsame Nenner in meinen Beziehungen. Fehlt er, geht die Rechnung irgendwie nie so richtig auf, jedenfalls nicht langfristig. Es klingt übertrieben, auch in meinen eigenen Ohren, aber kürzlich machte Elise eine Umfrage zu Ausschlusskriterien beim Dating, und wie sich herausstellte, geht es vielen genauso wie mir.

Als ich noch jung und (in Liebesdingen) dumm war, hatte ich eine Beziehung mit einem Nicht-Leser, und diesen Fehler habe ich nicht wiederholt. Unüberbrückbare Differenzen nennt man das wohl. In Freundschaften probiere ich es allerdings immer mal wieder. Denn die müssen schließlich nicht unbedingt von hoher Intensität sein (gilt bei vielen Menschen auch für amouröse Beziehungen), weshalb das Buch-Manko weniger ins Gewicht fällt. Außerdem gibt es ja unzählige andere Dinge, die Menschen zusammenschweißen. Aber die Verbindung, die Bücher schaffen, scheint mir anders zu sein als die meisten leidenschaftlichen Hobbies. Das muss daran liegen, worin die Bücherliebe wurzelt. Wie mir erst kürzlich richtig bewusst geworden ist, sind das nicht nur so offensichtliche Dinge wie Empathie, Fantasie und ein grundlegendes Interesse für andere Universen als das eigene, sondern auch eine gewisse Aufmerksamkeitsspanne, die heute nicht mehr selbstverständlich ist.

Mir ist aber auch klar, dass Lesen Luxus ist, weil Zeit ein immer knapperes Gut wird. Kein Wunder, dass Hörbücher so populär geworden sind. Ich bin noch unentschlossen, ob ich zwischen Büchermenschen und (ausschließlichen) Hörbüchermenschen unterscheide. Eigentlich wäre es Quatsch, obwohl Lesen eben doch etwas anderes ist. Oder nicht? Oder doch? Außerdem gibt es ja auch noch die Büchersnobs. Ganz gruselige Leute. Wahrscheinlich sollte ich diesen Post nochmal überdenken…

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