
Brilliante alte Weiber
„Es steht ja wohl nicht in den zehn Geboten, dass alte Weiber nicht in Bäume klettern dürfen?“
– Astrid Lindgren
Weil ich gerade noch einmal die liebste Verfilmung des liebsten Buchs meiner Kindheit, Ronja Räubertochter, sehen durfte, stieß ich auch auf Astrid, einen Film über Astrid Lindgrens junge Jahre. Ich hatte ihn damals (2018) im Kino verpasst, ehrlich gesagt mangels Interesse. Trotz meiner Begeisterung für Ronja und immerhin starker Zuneigung zu Kalle Blomquist, Michel und Bullerbü. Für mich war Astrid Lindgren zweifellos eine herausragende Kinderbuchautorin, aber sie stand in meiner Wahrnehmung vor allem für Pippi Langstrumpf, und die fand ich zwar gut, aber bei weitem nicht so super wie offenbar der Rest der Welt. Zu laut und extrovertiert für meinen Geschmack, nehme ich an.
„Alles, was an Großem in der Welt geschah, vollzog sich zuerst in der Phantasie eines Menschen.“
Astrid Lindgren
Aber nun sah ich also Astrid. Mir ist klar, dass der Film recht frei und wohl auch ein wenig unkritisch mit den Fakten umgeht. Aber jede Geschichte hebt letztlich immer nur den Deckel von einem Kaninchenloch, und dann muss man sich selbst in Ruhe umschauen. Der Film ist einfach wunderbar. Ich bedaure, ihn erst jetzt gesehen zu haben. Er hat mir wieder bewusst gemacht, welchen Wert wohlüberlegte Worte haben, selbst wenn sie keinen unmittelbaren Zweck zu haben scheinen.
„Das einzige, was ich hier auf Erden zustande gebracht habe, sind eine Menge Einfälle, und es ist mir selber rätselhaft, wie man so unentwegt mit lauter, zum Teil überdies noch recht verschrobenen Einfällen leben und fast sterben kann.“
– Astrid Lindgren
Und während ich mich also im Lindgren-Kaninchenloch umsah, stieß ich auf ein weiteres Buch, das ich nun als mein erstes Highlight des noch frischen Jahres bezeichnen möchte: Siri Hustvedts „Der Sommer ohne Männer“. Köstlich, amüsant, poetisch und unglaublich scharfsinnig. Ich habe beim Lesen Tränen gelacht und geweint und am Ende mehr denn je die Weisheit, den Witz und die emotionalen Kapazitäten bejubelt, die meiner bescheidenen Meinung nach nur Frauen höheren Alters besitzen. Wo wäre die Welt ohne sie? Ich mag es mir nicht vorstellen.
„Eine Kindheit ohne Bücher wäre keine Kindheit. Es wäre, als ob man aus dem verzauberten Land ausgesperrt wäre, aus dem man sich die seltsamste aller Freuden holen könnte.“
– Astrid Lindgren
Bild: Das Haus in Vimmerby, in dem Astrid Lindgren aufwuchs, zur Verfügung gestellt von W.A. 2.0 (CC BY-SA 3.0)

