
Wupperhänge und Diederichstempel
Nach eher „wasserlosen“ Jahren dreht sich bei mir in den letzten Wochen und Monaten viel um das flüssige Element. Vor allem fließendes Wasser zieht mich zurzeit magisch an, ebenso wie Gegenden, die früher einmal eine größere Rolle in meinem Leben gespielt haben. Am Wochenende landeten wir deshalb im Naturschutzgebiet „Wupperhänge südlich Müngsten“, und ich plane schon jetzt, diesen Besuch möglichst bald zu wiederholen.
Eigentlich wollten wir Schloss Burg besichtigen, aber es gab unterwegs einfach zu viele Gelegenheiten zum Trödeln, so dass wir die Burg oberhalb von Burg kurzerhand auf Besuch Nr. 2 vertagt haben.
Gleich zu Beginn unserer Runde, in der Nähe des Teufelsfelsens, kamen wir an einem kleinen Wasserfall vorbei, der es vor allem dem Hund angetan hat. Kurz darauf erreichten wir den Müngstener Diederichstempel, den so viele wegen seiner schönen Aussicht anpreisen. Ich fand das kleine neugotische Bauwerk aus anderen Gründen spannend. Ich frage mich, warum der wohlhabende Stifter es vor über hundert Jahren genau dort und ausgerechnet mit einem siebeneckigen Grundriss (in der Architektur eine Seltenheit) erbauen ließ. Es ist ein profanes Gebäude, weshalb der Name „Tempel“ irreführend ist.
Nicht weit entfernt, bei Schloss Burg, ließ Diederich noch einen zweiten Tempel erbauen, diesmal mit achteckigem Grundriss, typisch für den Festungsbau. Ich denke daher nicht, dass das Heptagramm bei Müngsten Zufall ist. Aber wer weiß das schon.
7 ist die Zahl der Zeit und damit zugleich auch die Zahl der ätherischen Welt […]. Sieben ist zugleich die Zahl der Vollendung, denn alle Entwicklung im Kleinen und im Großen vollzieht und vollendet sich durch sieben Stufen.
(Quelle)
Jedenfalls hat man im weiteren Verlauf des Spaziergangs noch reichlich Gelegenheit über „Zeit“ nachzudenken. Die Müngstener Brücke, Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke, kann man trotz leichtem Nebel aus unterschiedlichsten Winkeln gut sehen. Sie ist tragischerweise immer noch ein Hot Spot für viel zu viele Lebensmüde. Die Wupper fließt mal schnell, mal langsam, mal leise, mal laut. Und überall entlang des Weges bröckeln gigantische Schieferfelsen, so dass man an manchen Stellen fast damit rechnet, erschlagen zu werden. Andererseits erscheinen die Gesteinsformationen so unzerstörbar, dass manche Menschen bedenkenlos ihre Häuser zwischen die Felsen quetschen.
Wenn man schließlich im Solinger Stadtteil Burg ankommt, scheint die Uhr weit zurück gedreht worden zu sein. Jahrhunderte alte Fachwerkhäuser und die Seilbahn, die Unterburg und Oberburg verbindet, sorgen für einen einmaligen Charme, der selbst ohne das Schloss unzählige Touristen anlocken würde. Es gibt viele gemütliche Cafés, eines sogar extra für Hunde. Der Eschbach plätschert durch Unterburg, und die vielen kleinen Brückchen machen die Atmosphäre noch uriger. Ich mochte Burg schon früher sehr gerne, und es ist mir ein Rätsel, wie ich diesen Ort einfach vergessen konnte.
Es ist aber auch lange her. Dreimal sieben Jahre…