
Das Tor zum Himmel
Viele würden den Buschberg im österreichischen Weinviertel gar nicht als richtigen Berg durchgehen lassen, denn wirklich hoch ist er nicht. Mit knapp 500 Metern über Meereshöhe ist er aber immerhin die höchste Erhebung der Leiser Berge, und das macht sich nicht nur die Flugraumüberwachung zunutze, sondern auch der ambitionierte Sternengucker. Weithin sichtbar ist die riesige Radar-Kuppel der Austro Control auf dem Gipfel des Bergs. Wesentlich unscheinbarer und kleiner – jedenfalls bei Tag – ist dagegen die Leiser Berge Sternwarte, die man als unwissender Wanderer leicht mit einer gewöhnlichen Holzhütte verwechseln kann – bis man das bewegliche Dach entdeckt.
Südlich des Hauptgipfels, etwas versteckt zwischen den Bäumen, stößt man auf die niedrigst gelegene Schutzhütte des Alpenvereins. Die unmittelbare Umgebung der Buschberghütte kommt oft zur Sprache, wenn man Einheimische nach sogenannten Kraftplätzen fragt. Doch ich muss gestehen, dass ich im Falle des Buschbergs ausnahmsweise einmal nicht den Wald als „magisch“ empfinde. Stattdessen hat für mich die ungewöhnliche, steppenartige Vegetation westlich der Hütte etwas ganz besonderes an sich. Wenn man dort – zwischen Steinskulpturen internationaler Künstler – umher wandert (hier führt übrigens auch ein Teil des Jakobswegs entlang), hat man unweigerlich das Gefühl, dass sich der Himmel ein Stückchen herabsenkt.
An klaren Tagen kann man weit sehen, bis Tschechien oder Wien, je nachdem wohin man den Blick wendet. Es ist entweder neblig, windig, bitterkalt oder glühend heiß hier oben, niemals gemäßigt. Und wer sich in der Nacht hierher traut, kann auch ohne schweres Gerät der Sternwarte einen atemberaubenden Sternenhimmel betrachten. Auf dem Buschberg scheinen sich die Sinne zu schärfen und das Bewusstsein zu weiten. Ein guter Ort, wenn man gedanklich fest hängt oder blockiert ist.
Von diesem kleinen Berg nimmt man außer einem klareren Kopf und Inspiration immer etwas seltsam Wildes mit hinunter. Ein Stückchen Vigor. Entschlossenheit. Energie. Und davon kann man ja nie genug haben.
