
Zecken und Zäune
Die hiesige Schönheit und Ursprünglichkeit der Natur hat ihren Preis. Die Pflege der vielen, scheinbar endlosen Wiesen obliegt zu einem erheblichen Teil Schafen und Ziegen, weshalb es überall elektrische Zäune gibt – und unfassbar viele Zecken. Das ist ein echter Wermutstropfen, denn weil die kleinen Blutsauger gerade Hochsaison haben, krabbeln sie trotz aller Gegenmaßnahmen auch in unserer Hütte herum. FSME ist in Dänemark selten, aber ich finde auch eine Borreliose absolut verzichtbar, und so erfüllen mich die Biester nicht nur mit Ekel, sondern auch mit Furcht.
Gestern haben wir deswegen sogar eine weitere steinzeitliche Grabstätte, die Risemark Dolmen, nur von Weitem bewundert. Das hohe Gras drumherum hätte uns garantiert ein zeckenverseuchtes Auto und den Hunden einige unangenehme „Operationen“ beschert. Denn während der Körper von den Spot-ons einigermaßen geschützt ist, verbeißen sich die Viecher bevorzugt um die Ohren und Augen, wo das Entfernen besonders gemein ist.

Den Weg zu den Dolmen bei Store Rise, unserer zweiten Station, hatte aber freundlicherweise jemand gemäht. Hier konnten wir also nahezu unbehelligt gucken. Was ich besonders schön fand: Im Jahr 1691 hat man gleich neben den Jahrtausende alten Steingräbern eine Kirche errichtet. Dabei war es damals nicht unüblich, die Zeugnisse früherer quasi-religiöser Handlungen zu zerstören oder zumindest unkenntlich zu machen, bevor man ein christlich-sakrales Bauwerk errichtete. Das friedliche Nebeneinander in Store Rise strahlte eine angenehme und respektvolle Harmonie aus. Es würde mich nicht wundern, wenn der Pfarrer persönlich jeden Tag den Trampelpfad zu den Steinen mähen würde.



Wir sind von dort aus noch weiter nach Voderup Klint gefahren, weil die Gegend besonders sehenswert sein soll. Und tatsächlich, es war eindrucksvoll. Doch die schmalen Pfade dicht entlang an elektrischen Zäunen auf der einen und steil abfallenden Klippen auf der anderen Seite wirkten für eine größere Erkundungstour mit zwei aufgedrehten Hunden wenig einladend. Zumal uns der Wind fast umwarf, obwohl es wenige hundert Meter landeinwärts praktisch windstill schien.
Morgen geht es in den nördlichen Teil der Insel. Und später weiter nach Langeland. Genauere Pläne fasse ich gerade nicht. Abgesehen von einem Vollmond-Feuer am Strand.

