Wo die Wölfe sind von Charlotte McConaghy
Grimoire

Wo die Wölfe sind

„Jedes Lebewesen weiß, was Liebe ist.“


Dieses Buch ist mein Highlight des Jahres. Ich habe es gestern in fast einem Zug durchgelesen. Mit Gänsehaut und Seelenschmerzen. Als wäre es für mich geschrieben worden. Ich weiß, das klingt übertrieben, und ich übertreibe ja gerne mal ein bisschen, weil meine Begeisterung manchmal einfach überschäumt. Aber in „Wo die Wölfe sind“ von Charlotte McConaghy geht es um all das, was mich persönlich am meisten bewegt.

Die Handlung spielt in den schottischen Highlands. Es geht um ein Renaturierungsprojekt, bei dem die Auswilderung von Wölfen die Kernrolle spielt. Die Hauptfigur hat das Mirror-Touch-Syndrome, eine seltene Form der Synästhesie, die sich ganz gut als extreme Empathie beschreiben lässt. Das Thema heißt Töten oder Lieben um zu überleben. Denn die Geschichte handelt von sozialen Predatoren, sowohl in der Natur als auch in der Zivilisation. Letztere erscheint dem Leser zwischenzeitlich wie ein gestörtes Ökosystem, geboren aus der Dynamik zwischen gewalttätigen Männern und traumatisierten Frauen. Aber da ist immer auch Hoffnung, Heilung und neues Leben.

„Wo die Wölfe sind“ schafft es, die Natur und ihre Gesetze realistisch darzustellen, ohne entweder abzuschrecken oder zu romantisieren. Auch das Spannungsfeld zwischen „Ökofaschisten“ aus besseren Verhältnissen und in ihrer Existenz bedrohten Landwirten oder prekären Verbrauchern wird nicht einseitig beleuchtet. Charlotte McConaghy schreibt mit genug Nüchternheit und Klarheit, um diesem spannenden Krimi umwelt- und sozialpädagogische Relevanz zu verleihen. Ich bin ein wenig neidisch. Es ist ein großartiges Buch.