
Was stimmt denn nicht mir mir?
An den Punkt kommt jeder mal. Selbstzweifel. Das Gefühl des Scheiterns, Nicht-Dazu-Gehörens, Alles-Verkehrt-Machens. Spätestens in der Pubertät trifft es alle, und im weiteren Leben dann immer mal wieder, vorausgesetzt, man verfügt über ein gesundes Maß an Selbst-Reflexion.
Es gibt aber auch Menschen, die haben dieses Gefühl permanent. WHAT THE HELL IS WRONG WITH ME? Diese Frage ist keine temporäre Ego-Krise, sondern wird zu einem Echo-Pingpong im Kopf und treibt einen zunehmend zur Verzweiflung, weil man irgendwann einfach alle Versuche der Anpassung durch hat, und zwar ohne Erfolg. Während der Druck ständig wächst. Man hält sich für lebensunfähig, nicht überlebensfähig, und manchmal missversteht man das als Depression. Nicht selten mündet es aber auch tatsächlich in eine.
Die deutsche Fotografin und Designerin Leena Henningsen beschreibt dieses Gefühl und ihre Befreiung davon sehr anschaulich in ihrem Video „WHY I MOVED TO NORWAY“ (auf Englisch, aber mit deutschen Untertiteln). Sicher, es ist eines dieser Influencer-Märchen. Der Scandinavian Dream, der den American Dream abgelöst hat. Man darf bei solchen Geschichten nie vergessen, dass man seine Probleme immer mitnimmt, egal wohin man sich wendet. Aber es ist etwas dran: Es gibt Orte, an die man besser passt als an andere. Wo man scheinbar hingehört. Die zum Naturell passen, und an denen man sich endlich wirklich entfalten kann. Und ganz im Sinne der Geschichte vom hässlichen Entlein beschränkt sich der Begriff „Ort“ nicht auf eine geografische Lage, sondern auch auf das, was sie mit sich bringt. Menschen, Natur, Kultur, Sprache, Ernährung, Ideale, Lebensstil, berufliche Möglichkeiten… Deshalb finde ich Leena Henningsens Video wichtig. Als Inspiration, aber auch als Beweis, dass man erstens nicht allein ist und es zweitens Auswege gibt.

