Hoodoo
Grimoire

Was ich an „Volksmagie“ wie Hoodoo liebe

Der Name dieses Blogs legt bereits nahe, dass ich Folk Magic („Volksmagie“) mag. Also allerhand Aberglaube und Hexereien Hausmittel, die traditionell auch für sehr einfache Leute verfügbar waren und mündlich, später auch schriftlich, von Generation zu Generation weiter gegeben wurden. Sie folgen einer sehr simplen Logik und Psychologie und sind ausgesprochen lösungsorientiert. All das, plus eine mehr oder minder große Prise heute wissenschaftlicher Belegbarkeit (zum Beispiel im Bereich der Kräuterkunde), machte Volksmagie erfolgreich – und unglaublich vielfältig, denn natürlich variierte sie je nach Geografie und Kultur.

Faszination der Himmelskörper

Manches hat bis heute überdauert, obwohl vieles zeitweise verpönt oder sogar verboten war und inzwischen eindeutig negative Label wie „Pseudowissenschaft“ oder „Humbug“ trägt. Mich fasziniert die Volksmagie trotzdem, ähnlich – und wohl aus denselben Gründen – wie die Alchemie und die Mythologie. Hoodoo hat es mir besonders angetan, vielleicht weil es so viele mir vertraute Aspekte in einer mir ansonsten völlig fremden Kultur präsentiert.

Auf jeden Fall ist Hoodoo ein schönes Beispiel für Folk Magic. Denn auch hier wird auf Manifestation durch einen ausgeprägten Fokus der Willenskraft und des Glaubens (verstärkt durch rituelle Handlungen) gesetzt, gepaart mit supersimplen Assoziationen, die scheinbar logisch waren und daher „Sinn“ ergaben: Zermahlene Backsteine schützen das Haus. Schlangenhaut begünstigt Transformation und Verjüngung (und je nach Schlange noch vieles mehr). Die Resurrection Plant (Rose von Jericho) setzt neue Lebenskraft frei und bringt Erfolg. Bei Talismanen, Heilkräutern (wahlweise auch Gift), Räucherwerk und Kerzenmagie gibt es unzählige Überschneidungen zur Heilkunde und Volksmagie Europas. Die Bibel (speziell das Alte Testament) gilt als Zauberbuch, eine überaus charmante Rezeption eines Meisterwerks des Storytellings (nicht anderes ist die Bibel meiner Meinung nach).

Spannend wird es für mich besonders da, wo ich mir wirklich überhaupt keinen Reim auf die zugrunde liegenden Glaubenssätze machen kann. Wo ich nur spekulieren kann. Warum bringen zum Beispiel getrockenete Alligatorfüße Glück im Spiel? Gäbe es hier Alligatoren, dann hätte ich sicher eine Idee.

Als ich noch in Österreich lebte, zog ich eine Weile immer wieder die „Tradition“-Karte meines Wildwood Tarots (Neun der Steine). Ungefähr zur selben Zeit entdeckte ich auch Jessyka Winstons HAUS OF HOODOO auf Instagram. Erst dank Jessyka habe ich wirklich begriffen, wo Vodou (Voodoo) sich von Hoodoo unterscheidet, und im Zuge dessen, warum gute Storyteller (und praktisch alle Künstler, allen voran Musiker und Schauspieler) fast immer in mindestens einer an „Aberglauben“ grenzenden Tradition verwurzelt sind. Es hat etwas mit beflügelter Phantasie und Empathie zu tun, einem tiefen Verständnis dafür, wie Menschen die Mechanismen ihres Umfelds wahrnehmen, deuten und nutzen. Und genau deshalb halte ich persönlich es für falsch, all die Scheinwissenschaften und Irrglauben als sinnlosen Mumpitz zu verdammen.

Palmistry – eine alte „Kunst“
Räucherwerk