Wegweiser
Grimoire

Walk this way

Die Nichte hat mir gestern erzählt, wie sie nach der Beerdigung meines Vaters auf dem Friedhof nach einer Toilette gesucht hat. Jemand vom Friedhofspersonal hat ihr den Weg in den hinteren Teil der Kapelle gewiesen, und tatsächlich stand sie schließlich vor vier Türen mit der verheißungsvollen Aufschrift „FREI“ darauf.

Allerdings fand sie sich dann, als sie die erste Tür öffnete, vor einem offenen Sarg wieder, weshalb sie die Tür schnell wieder schloss und es lieber mit der nächsten probierte. Hinter dieser verbarg sich dann ein geschlossener Sarg, und meine Nichte beschloss, dass es doch nicht so dringend sei, eigentlich musste sie sogar überhaupt nicht mehr aufs Klo.

Man bräuchte längst so etwas wie Google Maps für Gebäude. Heutzutage ist ja nichts mehr vernünftig beschildert (was mir auch auf Wanderwegen immer wieder auffällt). Und hilfreiche Informationen von Mitmenschen bekommt man eigentlich nur noch dann, wenn man schon ganz genau weiß, wie man seine Frage formulieren muss.

Oder sind unsere Gehirne inzwischen wirklich schon so verkümmert, dass wir uns ohne Smartphone & Co. nicht mehr zurechtfinden? Einen guten Orientierungssinn haben wir längst verloren, und wir hören auch nicht mehr so gut zu, wenn jemand etwas beschreibt. Und dieser jemand hat es auch ein bisschen zu eilig, um gut zu erklären. Oder er hat keine Lust dazu, denn man kann ja schließlich selber recherchieren.

Danke für das Foto, Nick Fewings