
Tiere der Nacht
Spaziergänge früh morgens, spät abends oder sogar in der Nacht sind etwas wunderbares. So ruhig, jedenfalls wenn man nicht mitten in der Stadt lebt. Kaum Autos und Radfahrer und auch weniger Begegnungen mit anderen Hunden – das weiß ich seit Gandalf da ist besonders zu schätzen. Doch eigentlich habe ich die veränderte Welt, wenn es dunkel wird und der Zivilisationslärm abnimmt, immer schon geliebt.
Viele Tiere hört und sieht man nur nachts. Deshalb empfinde ich sie als etwas Besonderes, wie lebende Geheimnisse. In den Büschen, Bäumen und Wiesen lässt der „leuchtende Teppich“, das „Tapetum lucidum“, die Augen von ansonsten unsichtbaren Tieren glitzern. Die Bäume knarren und flüstern. Und jetzt im Herbst raschelt das Laub, so dass man weiß, man ist nicht allein unterwegs. Gandalf, der im Gegensatz zum Stadtkind Tonks, sehr ausgeprägte Instinkte hat, ist im Dunkeln wie eine Erweiterung meiner eigenen Sinne. Er „zeigt“ mir abends den Igel und morgens den Fuchs.
Die größte Magie liegt für mich aber in den nächtlichen Geräuschen. In Ernstbrunn war es das Heulen der Wölfe. Hier sind es die Rufe der Eulen. Ähnlich wie Wolfsgeheul haben sie etwas Melancholisches und zugleich ein bisschen Unheimliches an sich. Es sind Beweise der Anwesenheit von Beutegreifern, nicht aggressiv, aber zweifellos todbringend. Manche Eulen klingen tatsächlich nach Horrorfilmszenarien, doch die meisten erinnern mehr an freundliche Gespenster.
Im Clip unten kann man viele der auch hier heimischen Eulen und Käuze hören und sehen.
Danke für das Foto, Julia Solonina

