Grimoire

TheStrikeSeries: Charme, Chemie und schaurige Rätsel

Was haben denn die Detektivgeschichten von Robert Galbraith mit Magie zu tun? Oberflächlich betrachtet gar nix. Und auch die Tatsache, dass Robert Galbraith ein Pseudonym der Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling ist, hat mich nicht dazu bewogen, hier über die Buchreihe – und TV-Serie – zu schreiben. Ich finde die in London spielenden Detektivgeschichten vor allem deshalb passend, weil ich gerne über zwischenmenschliche Chemie als eine Art von „Magie“ schreibe.

Die Plots der bisher vier Bücher um den Londoner Detektiv Cormoran Strike und seine Assistentin (später Junior Partnerin) Robin Ellacott sind zweifelsohne spannend, komplex und – dem Zeitgeist entsprechend – angemessen splatterig. Die Kulisse ist toll und schafft eine schöne Verbindung aus typischen Noir-Elementen klassischer Detektiv-Geschichten und dem speziellen Londoner Flair mit seinen krassen sozialen Gegensätzen. Aber das Reizvollste an den Büchern ist für mich die Dynamik der beiden ungleichen Hauptcharaktere, und in der TV-Adaption wurde das großartig für den Bildschirm umgesetzt. Ich gebe es zu: Ich bin süchtig und kann das fünfte und letzte Buch kaum erwarten. Denn da müssen sich Cormoran und Robin endlich kriegen. Obwohl sie doch eigentlich gar nicht zusammen passen…

Cormoran Strike, der Army-Veteran, der in einem Einsatz ein (halbes) Bein verloren hat, wirkt etwas grobschlächtig und hat offensichtlich kein Problem damit, seine Mitmenschen vor den Kopf zu stoßen. Er ist zynisch, abgeklärt und auf den ersten Blick nicht unbedingt attraktiv (jedenfalls nicht in den Büchern). Aber er ist smart, man könnte auch sagen „gerissen“, und seine Anziehungskraft auf Frauen lässt sich nicht leugnen. Vielleicht ist sie genetisch bedingt. Seine Mutter war ein Supergroupie und sein Vater ein bekannter Rockstar.

Robin Ellacott ist jung, sehr hübsch und sofort sympathisch. Aber auch bei ihr trügt der erste Eindruck. Man könnte die Studienabbrecherin vom Land, die seit ihrem 16. Lebensjahr mit demselben Mann zusammen ist, leicht für zerbrechlich, naiv und wenig ambitioniert halten. Aber Robin hat schon mehr erlebt als man denkt, und sie ist ehrgeizig, klug und erfinderisch.

Es ist eine seltsame Freundschaft, die sich zwischen dem Detektiv und seiner Mitarbeiterin entspinnt, und sie scheint lange platonisch zu bleiben, aller offensichtlichen Chemie zum Trotz. Aus meiner Sicht ist es das eigentliche Kunststück der Autorin, diese Beziehung über vier dicke Wälzer in einem empfindlichen Schwebezustand zu halten, der sowohl Leser als auch Protagonisten aufs Schönste quält. Eben genau so wie die zermürbende Schmetterlinge-im-Bauch-Phase einer sich – vielleicht, vielleicht auch nicht – anbahnenden Beziehung. Diese Phase, die man kaum aushält, von der man sich aber später oft wünscht, sie hätte noch länger gedauert. Oder ähnlich dem Gefühl beim Lesen eines Buchs, dessen Ende man mit unerträglicher Spannung entgegen sehnt, das man aber zugleich auf keinen Fall ausgelesen zur Seite legen möchte.

Die bisher erschienenen Bücher der Strike-Reihe gehören auf jeden Fall zu dieser Sorte, und ich habe keinen Zweifel, was den fünften Band betrifft.