Leere
Grimoire

Sind wir schon da?

Nein, wir sind noch nicht da. Wir hängen mal wieder in dem seltsam surrealen Raum der In-Between-Days. Ich habe keinen keinen Tisch oder Stuhl, weshalb ich längeres Schreiben sehr unbequem finde. Überhaupt ist es jetzt ungemütlich und trostlos, doch das ist auch das beste Indiz dafür, dass es nur noch ganz wenige Tage sind, bis ich die eine Tür endgültig schließe, um eine neue zu öffnen. Ein neues Kapitel. Ein neues Buch sogar. Außerdem ist noch so viel zu erledigen, was tatsächlich erst ganz zum Schluss erledigt werden kann, weshalb sich mein Hirn augenblicklich ausschließlich mit der Orchestrierung von Domino-To-Do-Listen befasst. Deswegen ist es im Moment ruhig hier.

In der letzten Woche gab es noch ein paar denkwürdige Ereignisse. Heraus ragt dabei ein ein Moment nach dem Notartermin, als wir alles bei einem Glas Sekt mit Absinth sacken lassen wollten. Ich erfuhr etwas, das mich ziemlich erschüttert hat. Etwas, das mit meiner Geburt zu tun hat und mit den Monaten unmittelbar davor. Etwas, das mir plötzlich eine Erklärung für Dinge lieferte, die ich mir zuvor nie erklären konnte. Zuerst dachte ich, dass ich lieber nie davon erfahren hätte, aber inzwischen bin ich sehr froh über dieses neue Wissen. Es ist wie das Puzzleteil, nach dem sich alles ganz einfach fügt.

In dem Zusammenhang ist mir außerdem aufgefallen, dass sich solche Momente, schmerzhafte Erleuchtungen, seit ein paar Jahren häufen. In den letzten sieben oder acht Jahren, würde ich sagen. In meinem ganzen langen Leben davor gab es so etwas nicht, vielleicht abgesehen von meinem Unfall, als ich vierzehn war. Einschneidende Dinge, die etwas grundlegend veränderten. Tower-Momente, wie sie im Tarot genannt werden. Größere Descansos-Wegmarken. Es begann mit dem Tod meines Hundes Ende August 2014. Seitdem häufen sich dramatische Begebenheiten oder Enthüllungen. Mindestens eine in jedem Jahr, beinahe so, als würde etwas Fahrt aufnehmen. Obwohl sie sich zunächst zerstörerisch anfühlten, versuche ich mittlerweile, sie als Upgrades zu betrachten. Trotzdem wäre es mir lieber, wenn jetzt erstmal Ruhe wäre. Der Kitt braucht Zeit zum Trocknen.

Danke für das Foto, Frederik Löwer