
Scheiterhaufen
Wenn die Sommerferien in NRW früh begannen und wir schon Ende Juni oder Anfang Juli nach Nyborg in den Urlaub fuhren, konnten wir manchmal noch die Überreste des großen Sonnenwend-Feuers am Strand sehen. Aber früh genug, um das Feuer einmal mitzuerleben, waren die Ferien nie. Das hat mich immer gewurmt.
Doch jetzt werde ich endlich die Gelegenheit bekommen. Ich halte deshalb schon seit Tagen nach Veranstaltungshinweisen und Insidertipps Ausschau, um zu erfahren, wo auf der Insel das schönste Feuer zu sehen sein wird.
Als erstes habe ich gelernt, dass die Feierlichkeiten gar nicht wie von mir erwartet am 21. Juni stattfinden, sondern erst am 23. Juni. Die Dänen (und soviel ich weiß auch die Norweger) feiern Midsommer am St-Hans-Abend, also am Vorabend von St. Hans – oder Johannis-Tag, wie er in Deutschland heißt. Wieder mal ein schönes Beispiel für die Verchristlichung eines ursprünglich heidnischen Festes. Man hat aus den Sonnenwendfeiern einfach ein Geburtstagsfest für Johannes, den Täufer gemacht, weil es zeitlich ungefähr passte.
Der alte Brauch, eine Strohhexe zu verbrennen, hat sich trotzdem gehalten. Sie soll dadurch symbolisch zurück auf den Brocken aka Blocksberg geschickt werden. Die Wurzel von Litha, dem Fest zur Sommersonnenwende und dem längsten Tag des Jahres, wurde also bewahrt. Das Licht wird gefeiert und das Böse verscheucht. Schön wäre es nur, wenn es keine Hexe wäre, die das Böse symbolisiert. Eine Hexenverbrennung ist sowieso nicht gerade geschmackvoll. Dass ausgerechnet dieser Teil des finsteren Mittelalters erhalten wurde, stößt mir ein bisschen sauer auf.
Ich freue mich trotzdem auf meinen ersten St. Hans Aften. Fast so, wie ich mich früher immer auf den Krampuslauf gefreut habe. Hoffentlich werde ich nicht enttäuscht.

