Rehkitz im hohen Gras
Grimoire

Rehkitzrettung

In Österreich habe ich mit Tonks schon einmal an einer Aktion zur Rettung von Rehkitzen vor dem Mähdrescher teilgenommen. Das war damals eine eher unkonventionelle Veranstaltung durch einen Haufen Freiwillige, die ein Bauer jedes Jahr im Mai zusammentrommelte, bevor er die Mähmaschine über seine Felder schickte.

Denn Rehkitze werden von ihren Müttern die meiste Zeit des Tages im hohen Gras oder Getreide allein gelassen, um sie vor der Aufmerksamkeit von Beutegreifern zu schützen. Aber genau das ist fatal für die Kleinen, denn der Mähdrescher bedeutet schwerste Verletzungen oder den sicheren Tod für sie. Deshalb versammelten sich sehr früh am Morgen alle Hundehalter, die mitmachen wollten, vor dem betreffenden Feld und durchkämmten dieses in möglichst enger Reihe. Ein aufgestöbertes Kitz wurde im benachbarten Feld wieder ausgesetzt, wo die Ricke, die alles aus sicherer Entfernung beobachtet hatte, ihren Nachwuchs problemlos wiederfand.

Jedes Jahr kommen unzählige Tiere (außer Rehen auch Feldhasennachwuchs und bodenbrütende Vögel) durch die Mahd zu Tode. Das ist nicht nur ein rein ethisches Problem. Tierkadaver, die in die Futtersilage gelangen, können zum Tod ganzer Rinderherden durch Botulismus führen. Ein Landwirt, der nichts gegen den möglichen Mähtod auf seinen Feldern unternimmt, macht sich strafbar.

Zum Glück gibt es diverse Möglichkeiten, Tiere vor dem Tod durch den Mähdrescher zu bewahren. Neben dem Durchkämmen der Felder durch Mensch-Hund-Teams (bevorzugt Jäger mit entsprechend ausgebildeten Hunden), Vergrämung oder möglichst später Mahd werden inzwischen vermehrt Drohnen mit Wärmebildkamera eingesetzt. Diese fliegen ein Feld nach einem programmierten Flugplan systematisch ab, und ein sogenannter „Spotter“ kontrolliert dann die auf der Wärmebildkamera aufgefallenen Stellen.

Die entsprechenden Drohnen sind teuer (um die € 4.000,-), aber seit diesem Jahr fördert das Land NRW die Anschaffung eines solchen Gerätes, zum Beispiel für die Kreisjägerschaft, mit bis zu 80%.

Wer bereits eine geeignete Drohne besitzt, über die entsprechende Lizenz verfügt und gerne früh aufsteht (im Mai kann es schon ganz schön warm werden, was die Arbeit mit Wärmebildern tagsüber erschwert), kann sich freiwillig als Rehkitzretter melden, zum Beispiel bei der Deutschen Wildtier Stiftung.

Und ich habe nun den nächsten Punkt auf meiner Ausbildungs-To-do-Liste: Den Drohnenführerschein.

Danke für das Foto, Vincent van Zalinge