Räucherwerk
Grimoire

Räuchern statt Diffuser und Raumduftstäbchen

Es gibt zahlreiche und sehr bequeme Möglichkeiten, wenn man möchte, dass es in einem Raum gut duftet oder dass die Raumluft eine bestimmte Qualität hat, also zum Beispiel beruhigend oder aphrodisierend wirkt. Yoginis schwören auf ihren Diffuser, der die Luft befeuchtet und optional gleichzeitig mit den Wirkstoffen verschiedener Duft- und Aromaöle anreichert. Eine moderne Form der Duftöllampe also. Andere benutzen trendige Duftstäbchen, weil sie lange halten und mit allerhand stylischen Fläschchen daher kommen. Dann gibt es noch Raumsprays und natürlich Duftkerzen unterschiedlichster Farben, Marken und Duftrichtungen.

Mal abgesehen vom Raumspray finde ich diese Möglichkeiten alle ganz charmant. Aromaöle sind sowieso ein Must-have, und ich habe ein paar Favoriten unter den Duftkerzen, nach denen ich fast süchtig bin. Aber nichts geht über die uralte Tradition des Räucherns mit Harzen und Pflanzenteilen. Das liegt vermutlich am Element Feuer und daran, dass Räuchern etwas sehr rituelles hat.

Ebenso wie Pfeil und Bogen haben fast alle Kulturen der Welt Räucherpraktiken zu medizinischen oder zeremoniellen Zwecken hervorgebracht. In unserer modernen Welt ist das Räuchern leider gar nicht mehr so einfach möglich, weil Rauchmelder Pflicht geworden sind und vor allem Harze beim Verräuchern ganz schön qualmen. Außerdem ist es unerlässlich, während des Räucherns gut zu lüften, was den Spaß im Winter ein wenig trüben kann.

Trotzdem: Räuchern ist ein wunderbares Ritual, vielleicht gerade weil es ein bisschen umständlich ist. Je nachdem was man verräuchert, erfordert es ein wenig Übung. Und wie immer, wenn man mit Feuer oder Glut hantiert, muss man sich auf das, was man tut, konzentrieren. Dafür kann man den Effekt unmittelbar spüren. Und weil man den Rauch in alle Ecken wabern sieht, vermittelt Räuchern auch visuell ein Gefühl von Effizienz.

Jeder hat seine Favoriten, aber meine sind ganz klar die süßlich-warmen Räucherungen, die entspannen und eine wohltuende Atmosphäre verbreiten: Tonkabohnen, Sweetgrass, Kakaoschalen oder Styraxrinde. Außerdem mag ich Sandelholz, weil es sehr dezent duftet, weshalb ich es gerne in Form von Räucherstäbchen verwende, obwohl ich sonst am liebsten mit Räucherkohle arbeite.

Wenn es um eher zweckmäßige Räucherungen wie Reinigungen geht, sind mir Bündel aus weißem Salbei (wegen der desinfizierenden Wirkung super bei Erkältungen!) oder Stücke von Palo Santo („heiliges Holz“) am liebsten. Manchmal darf es für reinigende Zwecke auch Drachenblut sein. Den Geruch mag ich eigentlich nicht so gerne, er ist ziemlich herb. Aber die Wirkung ist stark, und es hat etwas seltsam befriedigendes, wenn das kräftig rote Pulver auf der Kohle zu dunkelroten Tropfen schmilzt.

Natürlich darf mein Lieblingsduft Patchouli hier nicht fehlen. Patchouliblätter lassen sich zwar prima auf Kohletabletten verräuchern, aber ich habe meinen Duftfavoriten gerne länger um mich herum. Deswegen dürfen es bei Patchouli auch Räucherstäbchen oder noch besser Duftkerzen sein. Eine bekannte Drogeriekette führt eine Duftkerze mit einer himmlischen Sandelholz-Patchouli-Note. Die ist wie für mich gemacht und einer der seltenen Fälle, in denen ich eine Kerze einer Räucherung vorziehe.

Hauptsache, es brennt.

Danke für das Foto, Ricky Turner