
Ommelshoved im Herbst
Gestern haben wir einen Spaziergang gemacht, den ich schon lange vorhatte. Wir sind einmal um Ommelshoved, die Landzunge nordwestlich von Ommel, herum gegangen. Im Sommer war es für die kleine Hundeoma immer zu warm, um es zu versuchen. Und ich wusste lange gar nicht, ob man die Inselspitze überhaupt umrunden kann. Auf keiner Karte ist ein Weg verzeichnet, und das Land hinter dem Küstenstreifen ist in Privatbesitz und sieht komplett eingezäunt aus.
Eine Nachbarin sagte mir aber, dass es sehr wohl einen Weg gibt, der nur ein wenig versteckt sei, und ich solle es am besten einmal aus der Gegenrichtung probieren. Dann könne man genau sehen, wo man lang gehen muss. Das habe ich vor ein paar Wochen probiert. Tatsächlich entdeckte ich sogar ein kleines Holzschild „Gangsti“ (Fußweg), aber nach wenigen hundert Metern war dieser Gangsti durch einen umgestürzten Baum versperrt. Immerhin lag der Baum schon so lange da, dass ich seine Äste leicht abbrechen konnte, um vorbei zu kommen. Dann folgte ein wunderschöner, von Schilf und Wildblumen gesäumter Weg. Der endete allerdings bald am Gatter einer Schafweide, und die Schafe kamen auch gleich angetrabt. Gandalf sabberte begeistert, und ich entschied, lieber den Rückweg anzutreten, einigermaßen frustriert.
Gestern haben wir endlich einen neuen Versuch gestartet. Es war neblig und weder warm noch kalt. Ein Wetter, bei dem Tonks auch etwas mühsamere, längere Strecken schafft. Diesmal sind wir wieder anders herum gegangen, am Wasser entlang.
Nachdem wir die Landzunge schon fast vollständig umrundet hatten, landeten wir wieder vor einem Zaun. Auch hier gab es ein Tor, ein ganz kleines. Dahinter konnte man einen Trampelpfad erkennen, der da zu enden schien, wo ich das große Gatter vermutete, an dem wir bei unserem letzten Versuch gescheitert waren. Der Trampelpfad führte vielleicht hundert Meter über die Weide. Etwas abseits von diesem Pfad standen ein paar Schafe. Aber sie machten keine Anstalten, uns zu begrüßen.
Kurz entschlossen passierten wir das kleine Tor und überquerten die Weide. Sehr eilig, weil ich nicht sicher war, ob wir etwas Verbotenes taten. Tatsächlich kamen wir unbehelligt an dem Gatter vom letzten Mal wieder aus. Beinahe hätte ich es nicht auf gekriegt, weil ich so hektisch daran herum gefummelt habe.
Im Nachhinein bin ich ziemlich sicher, dass das Überqueren der Weide völlig legitim war. Warum sonst hätte es den Trampelpfad und das Gangsti-Schild geben sollen? Aber ohne die Tarnung durch den Nebel hätte ich mich vielleicht nicht getraut. Was mich ein bisschen ärgert, denn ich mag gar nicht darüber nachdenken, was mir schon alles entgangen ist, weil ich so ein Feigling übervorsichtig bin.

