Grimoire

Mysterium tremendum & mysterium fascinans

Gestern las ich eine Meldung über italienische Fußballfans, die Frauen von „heiligen Orten“ in Fußballstadien – gemeint waren die vorderen Reihen und eine spezielle Nordkurve – verbannen wollen. Aufgrund dieser amüsanten Nachricht habe ich erst einmal Wikipedia bemüht, um heraus zu finden, wie „Heiligkeit“ heutzutage eigentlich definiert wird. Als heilig bzw. „sakral“ wird demnach etwas Besonderes oder Verehrungswürdiges bezeichnet, vorzugsweise in einem religiösen Kontext.

Laut dem Religionswissenschaftler Rudolf Otto kommt es immer dann zu einer Erfahrung von etwas Heiligem, wenn „mysterium tremendum“ und „mysterium fascinans“ zusammentreffen: ein Geheimnis, das sowohl Erschauern als auch Entzücken auslöst. Mir fallen bei dieser Kombination sofort Aliens ein, aber natürlich lässt sie reichlich Raum für vieles mehr, von Naturgewalten bis zu Achterbahnfahrten – wobei letztere wohl zu profan (weltlich) sind, um heilig genannt zu werden.

In jedem Fall ist die Kombination von

  1. geheimnisvoll,
  2. furchterregend und
  3. entzückend bzw. faszinierend

gar nicht so selten, wie man im ersten Moment vielleicht meinen sollte. Vor allem aber ist sie sehr subjektiv und damit weit davon entfernt, dem „Heiligen“ eine Art Markenschutz zu verleihen. Sie erklärt unter anderem auch die unwiderstehliche Anziehungskraft von Menschen, die möglicherweise ein bisschen gefährlich sein könnten. Die beinahe religiöse Verehrung, die gegenüber bestimmten Marken empfunden wird, wurzelt in denselben Prinzipien. Und wie immer läuft es auf dieselbe Grundregel hinaus: Verwandele das Profane in etwas Besonderes. Die „Mysterien“ helfen dir dabei.