Pause am Strand
Grimoire

Monarchien und das eigene kleine Reich

Der Tod der Queen hat mich seltsam berührt, obwohl mich der ganze royale Quatsch nie interessiert hat. Aber ich hege eine tiefe Bewunderung für Menschen mit großer Disziplin. Elisabeth II. hat darüber hinaus in ihrem langen, außergewöhnlichen Leben sehr viel gesehen und sich trotzdem einen köstlichen Humor bewahrt. Sie war eine Ausnahmepersönlichkeit und eine Konstante, und für mich ist die britische Monarchie jetzt vorbei.

Mir ist anlässlich dieser Gedanken auch zum ersten Mal bewusst geworden, dass ich ja jetzt selbst in einer (konstitutionellen) Monarchie lebe. Königin Margrethe II. ist genau wie ihre verstorbene Cousine ausgesprochen beliebt bei ihrem Volk. Sie regiert mit Vernunft, aber auch mit viel Herz – der Vorteil eines weiblichen Staatsoberhauptes. Ich habe mich gestern ein bisschen über sie schlau gemacht und mich darüber amüsiert, dass sie lange den Spitznamen „Vulkankönigin“ trug, weil sie so viel rauchte.

Doch im Grunde finde ich Monarchien, auch parlamentarische, entsetzlich überholt. Ich habe mich immer über die vielen Österreicher lustig gemacht, die den Wunsch äußerten, wieder einen Kaiser haben zu wollen. Das Konzept Adel und Elite qua Herkunft ist rückständig, aber leider immer noch bestimmend für unsere sozialen und gesellschaftlichen Strukturen. Auch in der westlichen Welt. Alles hängt an den Chancen auf Bildung, und zwar den praktischen, nicht den theoretischen. Ob sich das je ändern wird? Ich erinnere mich an die verheißungsvollen frühen Zeiten des Internets, die leider ruck zuck vorbei waren. Jetzt ist es zu 90 % ein Instrument der Irreführung und Verblödung. Faszinierend, wie schnell das ging.

Aber ich schweife ab. Weil ich gestern also ein bisschen deprimiert war und die Hunde wegen eines saftigen Sturms am Vortag Nachholbedarf hatten, sollte ein Strandbesuch Abhilfe schaffen. Was für ein Luxus ist das eigentlich, da die Qual der Wahl zu haben? Wir landeten am Sydstrand und hatten ihn ganz für uns allein. Es fällt schwer, sich dann nicht wie die Queen im eigenen kleinen Reich zu fühlen. Obwohl man nichts davon besitzt und über nichts davon bestimmt. Genug Platz und genug Zeit reichen schon, wenn man eine schöne Aussicht hat.

die kleine Königin

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