Grimoire

Konventionell perfekt

In einem LinkedIn-Beitrag las ich den Ausdruck „konventionell perfekt“, und mir rollten sich spontan die Zehennägel hoch. Konkret ging es um Lebensläufe, aber letztlich generell um den „idealen Arbeitnehmer“. Mir wurde einmal mehr bewusst, dass ich mich ausgesprochen glücklich schätze, noch nie in einem Arbeitsumfeld tätig gewesen zu sein, wo konventionelle Perfektion ein Pluspunkt oder gar ausdrücklich gefordert gewesen wäre. Im Gegenteil, konventionell perfekte Kandidaten hätten mit großer Wahrscheinlichkeit weder in die betreffenden Teams gepasst noch die gestellten Aufgaben erfüllen können.

Mir ist aber auch klar, dass ich mich in einer Nische bewege und in der großen Masse der Arbeitswelt nach wie vor diejenigen (durchaus sinnvollerweise!) bevorzugt werden, die möglichst nie in irgendeiner Form aus der Reihe getanzt sind. Reibungslose Abläufe erfordern reibungsloses Personal. Man erkennt dieses Credo schon am Dresscode. Krawattenzwang ist noch längst nicht passé, auch wenn in den Wartebereichen der „Business Punk“ gleich neben dem „Manager Magazin“ und der Unternehmensbroschüre ausliegt, in der ganz bestimmt von Innovation die Rede ist.

Damit man mich nicht missversteht: An Konventionen ist nichts verkehrt. Sie werden gebraucht. Aber gepaart mit Perfektion ergibt sich eine Steifheit, mit der ich persönlich nicht arbeiten könnte. Wieder andere suchen genau diese klaren Strukturen am Arbeitsplatz. Auch hier gilt natürlich: Jedem das Seine.

Aber wenn Du merkst, dass Du immer wieder an „konventioneller Perfektion“ scheiterst, obwohl Du permanent Dein Bestes gibst, dann bist auch Du wahrscheinlich besser in einer Nische aufgehoben, in der sich Deine speziellen Talente entfalten können.

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