
Kernfragen
Ich wusste, dass der Kern der Erde von einer flüssigen Schicht umgeben ist, doch ich wusste nicht, dass sich dieser Kern innerhalb der Flüssigkeit dreht. Oder vielleicht habe ich davon irgendwann schon einmal gehört, es aber dann wieder vergessen, weil ich es als unnützes Wissen betrachtet habe. Was ich aber bestimmt nicht wusste: Der Kern dreht sich keineswegs immer in dieselbe Richtung, und das finde ich erstaunlich.
Aus irgendeinem Grund hätte ich gedacht, dass sich der Kern immer in dieselbe Richtung dreht, so wie die gesamte Erde, nämlich nach Osten. Nun hat man aber herausgefunden, dass der Kern offenbar alle dreißig Jahre seine Richtung ändert. Und wenn er sich nach Westen dreht, wird ein Tag auf der Erde ein klitzekleines bisschen kürzer. Seit den frühen 70ern hatten wir etwas längere Tage, der Kern drehte sich nach Osten. Aber zurzeit dreht er sich scheinbar gar nicht mehr. Er pausiert, um sich zukünftig nach Westen zu drehen und unsere Erdentage für die nächsten Jahrzehnte ein paar Millisekundenbruchteile kürzer zu machen.
„Wer hat an der Uhr gedreht?“ ist mein Ohrwurm, wenn ich sowas lese. Was für Mechanismen bewirken diese gegensätzlichen Bewegungen? Könnte sich die Erde womöglich auch irgendwann in die entgegengesetzte Richtung drehen, wie in diesem hanebüchenen Armageddonstreifen, dessen Name mir gerade nicht einfällt? Und welches Volk war das nochmal, das die Vorstellung eines im Kern der Erde hausenden Drachen hatte, der sich ab und zu in seiner Höhle herumdreht? Menschen, die in der Nähe von Vulkanen leben vermutlich. Aber vielleicht wussten sie einfach mehr, als man ihnen heute zugesteht. Ich werde es nachschlagen. Und wahrscheinlich lese ich auch mal wieder etwas von Jules Verne.

