Morgengassi-Ansichten
Grimoire

Issues

Die letzten Tage verliefen ein bisschen unrund. Viele kleine Ärgernisse stapelten sich zu einer Art Frustmauer, gegen die ich mehrfach meinen Kopf schlug.

Mein Postnachsendeauftrag funktioniert nicht richtig, und es gestaltete sich ausgesprochen unbefriedigend, diesen Zustand beheben zu wollen. Zuständigkeiten wurden wie bei einer Schnitzeljagd versteckt. Und dann gab es weder konstruktives Handeln noch irgendeine Zusicherung desselben. Man bekommt auch nicht Bescheid, wenn der Fehler gefunden, geschweige denn behoben wurde. Der zahlende Kunde muss abwarten und hoffen, dass sich – vielleicht – irgendwann etwas bessert. Ob es dann wirklich fehlerfrei läuft, bleibt dabei ein Mysterium.

Obwohl sich diese Zustände seit Jahren überall durchziehen, weil am Personal gespart wird, bin ich jedes Mal aufs Neue baff, wenn ich mit derart üblem Kundenservice konfrontiert werde.

Dann hat meine geliebte Kaffeemaschine den Geist aufgegeben. Ich musste Dinge zurücklassen, um diese Maschine samt Zubehör in den Bus zu quetschen, und jetzt ist sie kaputt. Ich bin nicht borniert, wenn es um Kaffee geht, ich gebe mich auch mit simplem Filterkaffee zufrieden. Aber die Zubereitung meines veganen Café Latte hatte sich zu einem Ritual entwickelt, das mir jetzt abgeht. Außerdem war die Maschine ein Überraschungsgeschenk einer lieben Freundin, deshalb schmerzt der Verlust doppelt.

Ein weiteres Problem ist momentan das Hundefutter. Meine mitgebrachten Reserven sind aufgebraucht (zwei große Hunde fressen viel), und auf der gesamten Insel ist nur Trockenfutter zu bekommen. Der einzige Zooladen hat wegen Corona dicht gemacht. Es gibt zwar eine geringe Verfügbarkeit an typischem Supermarkt-Dosenfutter, aber das schmeckt offensichtlich scheiße und ist mit Sicherheit nicht wirklich gesund. Außerdem stört mich das Bewusstsein, wie es hergestellt wird.

Ich hatte die Hunde von Trockenfutter auf ein superteures Superduperfeuchtfutter umgestellt, nachdem Gandalf Nierenschonkost brauchte, und eine erneute Futterumstellung kommt eigentlich nicht in Frage. Doch selbst Land & Fritid, wo es Viehfutter gibt, sieht sich außerstande, mir unser gewohntes Futter oder wenigstens eine anständige Alternative zu bestellen. Ich werde direkt beim Händler ordern müssen. Das geht, ist aber wegen der Insellage nochmal teurer und außerdem mit haarsträubenden Lieferzeiten verbunden. Ich muss also noch eine ganze Weile mit unzufriedenen und exzessiv pupsenden Hunden auf 20 Quadratmetern ausharren.

Hinzu kommt, dass ich meine Lesebrille verloren habe. Meine Ersatzbrille war schon auf der Fahrt hierher zu Bruch gegangen, weshalb ich nun etwas hilflos dastand, so ganz ohne Sehhilfe, ohne die ich kaum mein Handy bedienen kann. Zum Glück war es – im Gegensatz zum Hundefutter – nicht so schwer, eine neue Lesebrille zu besorgen. Doch die plötzliche Erkenntnis eines handfesten Handicaps hätte ich in dieser Woche nicht auch noch gebraucht. („Ich bin alt.“ „Ich bin unzulänglich.“ „Mein Leben ist eine Farce.“)

Zu guter Letzt gibt es auch noch eine unliebsame und gänzlich unerwartete Verzögerung beim Hauskauf. Wirklich ärgerlich und absolut unverständlich. Ich gehe nicht ins Detail, weil es mich zu sehr aufregt.

Warum nur ist das Universum gegen mich? Was habe ich denn verbrochen? Etwa Ungeduld und Jammern auf hohem Niveau?

Das ist auch so eine Sache, die ich seltsam finde. Dass man schlechte Laune haben kann, obwohl es einem im Grunde blendend geht. Immerhin bräuchte man sich doch nur für gute Laune zu entscheiden. Selbst, wenn es einem mal nicht so gut geht. Welchen Zweck erfüllt schlechte Laune eigentlich, evolutionär betrachtet? Hat sie eine soziale Funktion? Mir fällt dazu spontan rein gar nichts ein.