
Hochsaison für Sozialphobiker
Der Übergang von Haupt- und Nebensaison geht hier immer ruck-zuck. Plötzlich ist es proppenvoll und genauso plötzlich wieder still. Jetzt ist es also still. Und das, obwohl es ganz so aussieht, als würde der Herbst tatsächlich golden werden. Stabile 20 bis 25 Grad, einige Sonnenstunden am Tag, nur mäßiger Wind und dazu Platz ohne Ende. Einziger Makel sind die Öffnungszeiten der Geschäfte und Lokale. Aber ich habe neben meiner Sozialphobie auch wenig Lust, Geld auszugeben, deshalb stört es mich nicht.
Lange habe ich angenommen, dass mein Widerwillen gegen Menschenansammlungen (auch kleine) irgendwann wieder vorbei sein würde. Doch scheinbar bleibt das jetzt so. Ein schlagendes Argument, für immer hier zu bleiben. Und es wundert mich nach wie vor, warum so Wenige hier Herbst- oder Winterurlaub machen. Ich weiß, dass es ganz viele Menschen gibt, die sich nach echter Ruhe sehnen, wenn auch nur sporadisch. Aber scheinbar möchte dann doch kaum jemand für ein paar Tage auf die gewohnten Annehmlichkeiten verzichten. Spontan essen gehen, ein gemütliches Café, schnell nochmal in den Supermarkt, weil man das ganz spezielle Spezialmüsli oder die glutenfreien Brötchen vergessen hat. Kann ich auch verstehen. Gerade im Urlaub möchte man es komfortabel haben.
Mir wird hier mehr und mehr bewusst, warum sich unsere Welt nicht retten lassen wird. Eigentlich sind sämtliche Errungenschaften der Zivilisation wie Drogen. Freiwillig mag kein Mensch mehr davon lassen. Ob Auto, Späti oder Vanilla Soy Latte, man wurde hinterhältig angefixt. So wie ich mir nur ganz schwer vorstellen kann, die Ruhe hier wieder aufzugeben.

