die Fähre nach Langeland
Grimoire

Havarien

Ærø hat drei große Häfen, und entsprechend gibt es auch mehrere Fährverbindungen hierher – oder von hier weg. Die schnellste Verbindung Richtung Deutschland besteht zwischen Søby im Norden der Insel und Fynshav auf Als. Diese Strecke wird von einer elektrischen Fähre namens „Ellen“ befahren, und viele der Einheimischen hassen Ellen. Ihre Route führt nämlich durch das wilde Wasser des Kleinen Belt, und anders als die frühere Dieselfähre ist Ellen dem Wind und Wellengang oft nicht gewachsen. Es kommt nicht selten vor, dass Fahrten gecancelt werden müssen. Da alle anderen Verbindungen große Umwege mit sich bringen, bedeuten die Stornierungen geplatzte Termine oder unfreiwillige Übernachtungen.

Demnächst soll das besser werden, denn Ellen bekommt eine neue Ladestation. Das heißt aber auch, dass sie wegen der erforderlichen Umbaumaßnahmen erstmal für fast zwei Wochen gar nicht fahren wird. Viele Pendler sind stinksauer, und man kann es ihnen nicht verdenken. In der vergangenen Woche ist allerdings deutlich geworden, dass auch die anderen Fähren bei herausforderndem Wetter Probleme bekommen können und dann plötzlich für unabsehbare Zeit ins Dock müssen. Die ÆrøXpressen, eine kleine, sehr moderne Fähre, die von Marstal aus nach Rudkøbing auf Langeland übersetzt, ist am Freitag auf Grund gelaufen und bis mindestens Mittwoch außer Gefecht. Ihre Route ist beliebt, weil sie die schnellste Verbindung (50 Minuten) mit dem Rest der Welt darstellt. Langeland ist über eine Brücke mit Fyn und damit auch mit Seeland und dem dänischen Festland verbunden. Wer nach Kopenhagen möchte, nimmt meist die ÆrøXpressen.

Man gelangt von Ærø aber auch direkt nach Fyn, und zwar mit großen Fähren von Søby nach Fåborg oder von Ærøskøbing nach Svendborg. Die Verbindung zwischen Ærøskøbing und Svendborg ist die bei Weitem populärste, doch auch die hat es letzte Woche erwischt. Beim Anlegen hat es gekracht, und eine ordentliche Delle im Visier verhindert seitdem das Rauf- und Runterfahren der Autos. Kein großer Schaden, aber dennoch eine mehrtägige Zwangspause im Dock.

In meinem letzten Post habe ich über die Möglichkeit einer Brücke geschimpft. Aber ohne Brücke kann man tatsächlich erstaunlich schnell von der Außenwelt abgeschnitten sein kann. Für Notfälle gibt es natürlich immer noch den kleinen Flugplatz, mehrere Helikopter oder eine Vielzahl privater Schiffe. Nur ist manches zwar kein Notfall, aber dennoch ärgerlich. Wegen der Havarie der ÆrøXpressen gab es zum Beispiel letzten Freitag in Marstal keine Pizza, weil der Pizza-Bäcker aus Rudkøbing kommt. Es gab Stimmen, die den Einsatz des Birkholm-Postschiffes für ihn forderten.

Die Gemeinde Ærø ist übrigens – wie wahrscheinlich alle Gemeinden der westlichen Welt – gerade im Sparmodus und hat flugs entschieden, dass zwei Fährverbindungen aus dem Fahrplan gestrichen werden: die früheste am Morgen und eine der Nachmittagsfahrten zwischen Ærøskøbing und Svendborg. Einige der Pendler erwägen nun weg zu ziehen, und mindestens zwei Unternehmen auf der Insel (das sind relativ viele) müssen deswegen vielleicht sogar schließen.

Wasserwege können wie ein seidener Faden sein, auch heute noch, das hätte ich nie gedacht.