
Havarien Teil II
Feuer auf See ist ein gefürchtetes Übel. Ähnlich ungut sind brennende Elektrofahrzeuge, weil sie kompliziert zu löschen sind und mit giftigem Rauch einhergehen. Unter anderem deshalb ist es für Besatzung und Passagiere ein besonderer Albtraum, wenn eine elektrische Fähre Feuer fängt. Bei Ellen, der Fähre, die die schnellste Verbindung zwischen Ærø und Deutschland ermöglicht, war es gestern Nachmittag soweit, wahrscheinlich aufgrund einer überhitzten Batterie.
Zum Glück ging alles glimpflich aus, auch weil Ellen es nicht weit zum Anleger hatte. Doch im Hafen von Søby lief für mehrere Stunden gar nichts mehr. In der Umgebung wurden die Anwohner angehalten, Fenster und Türen zu schließen. Der Wind stand günstig, daher gab es relativ schnell Entwarnung, aber die Untersuchungen zur Brandursache halten noch an, und natürlich fällt die Fähre jetzt erst einmal aus. Mal wieder.
Ellen ist erst seit 2019 in Betrieb, und dass es nun schon zu so einem worst case gekommen ist, finde ich ein bisschen beunruhigend. Die Fähre wird ohnehin immer wieder von diversen Pannen heimgesucht, obwohl es sich um ein so junges Schiff handelt. Nicht zum ersten Mal beschleicht mich der Gedanke, dass heutzutage nur noch Mist gebaut wird. Neuware ist – jedenfalls meiner Erfahrung nach – nur noch selten einwandfrei, und ich frage mich, an welcher Stelle es am häufigsten den Bach runter geht: bei den Ingenieuren, bei den Arbeitern, oder doch eher bei den Controllern, die alles kaputt sparen.
Gewinnmaximierung kann ganz schnell Menschenleben kosten. Ich nenne das die moderne Milchmädchenrechnung selbsternannter Eliten.

