Hausmagie mit Nostalgie
Nostalgikern wirft man gerne Gegenwartsflucht vor, aber für viele sind die eigenen vier Wände eben genau das: ein Zufluchtsort, an dem man sich wohl und geborgen fühlen kann. Und nicht umsonst entspringt der Wortstamm des Begriffs „Nostalgie“ den griechischen und neulateinischen Vokalbeln für Heimkehr oder Heimweh.
„Nostalgie kann als eine Art Korrektiv angesehen werden. Sie kann bei Menschen entstehen, die sich in einem seelischen oder körperlichen Ungleichgewicht befinden. Dabei stellt die Nostalgie möglicherweise eine Art Balance wieder her, aus der Kraft geschöpft werden kann, oder sie bietet in schwer zu verarbeitenden Momenten einen emotionalen Ausweg aus der Situation. Nostalgie kann somit als therapeutisches Mittel verstanden werden.“
– Fanny Jiménez
Nostalgie steht im Allgemeinen für die Sehnsucht (und Sehnsucht ist ein intensives Gefühl) nach guten und besonders glücklichen Erinnerungen, manchmal auch der fiktiven Art. Da ist es nur natürlich, dass man seinen persönlichen „happy place“ entsprechend gestaltet. Wenn man Minimalist ist, wird man es damit nicht übertreiben, aber grundsätzlich eignen sich „alte“ Möbel und Gegenstände, an denen persönliche Geschichten hängen, prima zum Sammeln und Klotzen – gerne auch im bunten Stilmix. Es ist bekannt, dass viele Menschen die typische Flohmarktatmosphäre mögen – und dazu neigen, nie ohne eine Kleinigkeit vom Trödel zurück zu kehren, so wie es andere bei IKEA tun.
Das kann allerdings auch gefährlich werden. Denn ganz plötzlich ist eine magische Grenze überschritten, und der letzte rostige Kerzenhalter oder die unwiderstehliche Schatulle mit der schönen Patina hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Dann kippt das gemütliche Ambiente, und man findet sich von jetzt auf gleich in einer beklemmenden Hoarder-Höhle wieder. Außerdem hat schon manch einer mit seinem neuesten alten Schnäppchen Holzwürmer oder böse Geister mit nach Hause getragen. Also niemals die alte Feng-shui-Regel vergessen: Der Drache muss noch durch den Raum fliegen können! Und „what you own owns you“!