Strand bei Egernsund
Grimoire

Gendarmenpfad

Bei der Suche nach meiner zukünftigen Heimat kristallisiert sich gerade mehr und mehr die Flensburger Förde heraus. Und zwar speziell ein Gebiet unmittelbar nach der deutsch-dänischen Grenze, das man das Krusau-Tunneltal nennt.

Es erstreckt sich (auf dänischer Seite) von Padborg bis zur Küste und erinnert mich landschaftlich an das, was ich am österreichischen Weinviertel so geliebt habe: Hügel, Wälder, weite Wiesen. So wie man sich Tolkiens Auenland vorstellt. Und der Großteil davon ist Naturschutzgebiet. Dazu noch die Ostsee. Ein Traum.

Aber die Landschaft ist es natürlich nicht allein, denn die Geschichte der Gegend ist bewegt und hat spannende Spuren hinterlassen. All das macht die Region für mich beruflich ideal – wenn man mal von der klitzekleinen Problematik der dänischen Sprache absieht. Mit der werde ich mich wohl nie richtig anfreunden können.

Flensburg ist zwar zu Fuß (und über den wahrscheinlich charmantesten, kleinen Grenzübergang Europas) erreichbar, und fast jeder Däne spricht dort deutsch, aber Corona hat gezeigt, wie schnell eine Landesgrenze zum Problem werden kann. Nur deshalb sitze ich nicht längst auf gepackten Koffern (na gut, das ist ein bisschen übertrieben). Doch für mich steht zumindest fest, dass ich mich dort genauer umsehen muss. Ich weiß auch schon wie. Durch das besagte Gebiet führt nämlich ein Wanderweg, der als der schönste und beste in ganz Dänemark gilt: der „Gendarmstien“ (Gendarmenpfad).

Auf diesem Fußweg von Padborg bis auf die Insel Als patrouillierten früher dänische Gendarmen auf der Suche nach Schmugglern. Der Gendarmenpfad ist knapp 80 Kilometer lang und führt fast ausschließlich an der abwechslungsreichen Küste entlang. Er ist nicht durchgehend befestigt, aber leicht bis moderat zu erwandern und in fünf bequeme Tagesetappen unterteilt. Unterwegs gibt es reichlich Shelter mit Feuerstelle und Wasserversorgung (dänische Shelter sind spitze!) sowie viele Möglichkeiten, einfach ein Zelt aufzustellen. Auch wer es komfortabler mag, findet problemlos ein Bed & Breakfast oder einen Campingplatz mit gemütlichen Hütten an der beliebten, aber ruhigen Strecke.

Die erste Etappe, die sogenannte Berg-Etappe vom Gendarmengarten bis nach Sønderhav führt genau durch mein Zielgebiet, und die möchte ich im Herbst mit den Hunden erkunden. Am liebsten würde ich mir den gesamten Gendarmstien vornehmen, weil er so viel zu bieten hat. Nur habe ich schon wieder viel zu viele Pläne für den Herbst, und es ist schon Mitte Juni! Ich lehne mich also lieber nicht so weit aus dem Fenster. Fürs Erste.

Danke für das Foto, André