Parfümöl
Grimoire

Geliebt oder gehasst: Patchouli

Patchouli (oder Patschuli) erlebt gerade ein Revival, und mir fällt wieder einmal auf, wie sehr dieser Duft polarisiert. Ich gestehe es gleich, ich gehöre zu den Patchouli-Fans und bin deswegen seit über zehn Jahren einem bestimmten Parfum treu. Obwohl ich weiß, dass manche Mitmenschen die Nase rümpfen – vor allem, weil sie negative Assoziationen haben, wenn sie Patchouli riechen: „ungewaschene Hippies mit Pflanzen und Tieren in den Haaren“, wie es ein Freund von mir ausdrückt.

Tatsächlich verdankt der Duft, der aus den Blättern – nicht den Blüten – der indischen Pogostemon-Pflanze hergestellt wird, vor allem der Hippie-Ära seinen schlechten Ruf. Weil er intensiv ist, wurde er gerne benutzt, um den allgegenwärtigen Marihuana-Geruch zu überdecken. Und weil er aphrodisierend wirkt, haben es viele „Make Love, Not War“-Anhänger mit der Anwendung übertrieben.

Vor hundert Jahren dagegen hatte ein Stummfilm Uraufführung, der sich um eine Parfümerie-Verkäuferin drehte, die mit ihrem Patchouli-Duft allen Männern den Kopf verdrehte und so ihrem Arbeitgeber ein Vermögen einbrachte. Allerdings war auch er ihr verfallen und warf sie raus, als sie seinen Heiratsantrag ablehnte. Deshalb fand sie ihr Glück erst später, als Telefonistin. Immer noch nach Patchouli duftend.

Ich erinnere mich, dass bis in die 90er Jahre das Gerücht kursierte, Patchouli würde aus Leichen gewonnen. Und ich weiß, dass viele das sogar geglaubt haben. Trotzdem haben Parfümhersteller Patchouli nie völlig aufgegeben. Die markante Note blieb also nicht nur den Grufties und Althippies vorbehalten, sondern findet sich bis heute auch in teuren Nobelparfüms. Besonders die Bohos lieben Düfte mit Patchouli, und auch der Hype um ätherische Öle hat seinen Anteil am großen Patchouli-Comeback.

Ich habe dank meiner Schwester neuerdings die Vanille-Patchouli-Seife von Share im Bad liegen. Und viele weitere Produkte poppen scheinbar täglich überall auf. Übrigens: Patchouli hilft gegen Mückenstiche. Reines Patchouli-Öl sollte man aber nie unverdünnt auf die Haut auftragen!

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