
Fourth Wing
Nachdem ich in den letzten Monaten öfter mal einen Bücher-Fehlgriff getan habe, wollte ich auf Nummer Sicher gehen und habe ein Buch ausgewählt, von dem alle, nicht nur Influencer, Presse und Verlage, in den höchsten Tönen schwärmen. Deshalb griff ich nach Rebecca Yarros‘ „Fourth Wing“, obwohl Fantasy ja eigentlich nicht mehr so mein Ding ist. Vor allem Fantasy-Reihen nerven mich mittlerweile, weil sie so inflationär geworden sind und oft nach Schema F und sprachlichem Heftchenroman-Niveau riechen. Doch die Leseprobe hat mir gut gefallen, vor allem der Anfang erinnerte sehr an Divergent, und Divergent habe ich geliebt.
Während der Lektüre wurden auch Einflüsse von anderen erfolgreichen Reihen spürbar. Ein bisschen Harry Potter, etwas Shadow and Bone, eine Prise How to Train Your Dragon, ein wenig Game of Thrones und Night Circus. Sogar ein Fitzelchen Fifty Shades of Grey. Und doch ist Fourth Wing durchaus originell. Vor allem die erste Hälfte fand ich richtig gut. Rebecca Yarros erzählt die Geschichte der zerbrechlichen Violet, die wider Willen in einer mörderischen Militärakademie gelandet ist, wirklich spannend und hat eine Welt erschaffen, die ich gerne auf der Leinwand sehen würde. Die zweite Hälfte wurde mir dann allerdings doch deutlich zu Fantasy-lastig. Zu viele Drachen, zu viele Superkräfte. Auch die Lovestory geriet für meinen Geschmack ein wenig zu altbekannt. Eine zu perfekte Heldin und ein zu perfekt-mysteriöser Held. Dafür wartet das Finale mit einer interessanten Wendung und reichlich Action auf. Falls man davor ein wenig schläfrig wurde, ist man am Ende wieder richtig wach.
Fourth Wing war also kein Fehlkauf, sondern nette Unterhaltung. Aber dass so viele dieses Buch über den grünen Klee loben, ist für mich dann doch nicht nachvollziehbar. Den zweiten Band spare ich mir jedenfalls.
Was ich an dieser Stelle aber noch loswerden muss, weil es mir auch hier wieder aufgefallen ist: Wer verbricht eigentlich die deutschen Titel für Import-Bücher? Ich finde sie zunehmend unpassend bis irreführend und außerdem oft so peinlich, dass sie abschreckend wirken. Das gilt genreübergreifend und betrifft ausnahmslos alle großen Verlagshäuser. Wirklich gruselig. Den Autoren müssen sich die Fußnägel aufrollen, wenn sie der deutschen Sprache mächtig sind. Hoffentlich hört das irgendwann wieder auf.

