
Es knirscht und knarzt
„Gut Ding braucht Weile“, aber ich bin wirklich wahnsinnig erleichtert, dass endlich der nächste Meilenstein erreicht ist, der Punkt, an dem ich die Lokomotive unter Dampf setzen kann. Euphorie- und Angstlevel schießen nach oben, wie bei einem Adrenalinstoß. Und in mir drin kommt die eingerostete Maschinerie wieder in Gang, unter Knirschen und Knarren und Ächzen, nach gefühlt hundertjähriger Stagnation.
Ich gebe mir noch Zeit bis Ende nächster Woche, um eine Entscheidung zu treffen, wohin es gehen soll. Denn wie das immer so ist, haben sich in den letzten beiden Wochen zwei ganz unverhoffte Türen geöffnet. Türen in Richtungen, die ich eigentlich überhaupt nicht im Visier hatte, die aber vernünftiger scheinen als mein ursprünglicher Plan, über dem ich schon so lange brüte.
Ist das jetzt ein Test des Universums, wie sehr ich wirklich will, was ich seit Jahren unbedingt zu wollen glaube? Oder meldet sich nun, da es ernst wird, die als Vernunft getarnte Intuition und offeriert mir ein paar realistischere Optionen, um mich vor einem fatalen Fehler zu bewahren?
Im Grunde weiß ich, dass jeder Schritt nach vorn ein Fortschritt sein wird, und dass keine meiner Entscheidungen endgültig sein muss. Der Weg ist das Ziel, immer.
Nur warum habe ich dann solche Sorge, womöglich wertvolle Lebenszeit zu verschwenden? Liegt das am überraschend frühen Tod meiner Eltern, der mich immer noch so sehr beschäftigt? Oder am näher rückenden Geburtstag? Am Krieg in der Ukraine, der jederzeit eskalieren könnte? Oder daran, dass ich nun schon so lange mit angezogener Handbremse unterwegs bin?
Der geneigte Leser wird längst wissen, dass ich einfach nur ein chronischer Overthinker bin. Ich weiß es ja selbst. Vielleicht sollte ich mir gar nicht bis Ende nächster Woche Zeit geben, sondern morgen würfeln?
Danke für das Foto, Jason Olliff

