Kapuzinerkresse geht immer
Grimoire

Erstes Fazit einer Gartensaison

Zumindest ein bisschen was habe ich in der bisherigen Gartensaison gelernt, auch wenn ich spät eingestiegen bin und erst einmal gucken musste, was für Möglichkeiten mein begrenzter Platz überhaupt bietet.

Und damit komme ich auch gleich zum ersten Learning: Wenn man eine neue Pflanze kauft (oder diese selbst vorgezogen, geklaut oder geschenkt bekommen hat), sollte man sie niemals direkt einpflanzen. Auch dann nicht, wenn man sicher ist, den idealen Platz dafür zu haben. Alles immer erstmal eingetopft positionieren und abwarten, wie sich das gute Stück in den nächsten zwei, drei Wochen so macht. Erst dann wirklich einpflanzen oder im Zweifelsfall noch einen anderen Platz testen. Ich habe sowohl den Boden als auch die Licht- und Windverhältnisse in meinem Garten komplett falsch eingeschätzt.

Und überhaupt: der Boden! Lektion Nummer zwei. Mir war nicht bewusst, was für einen Riesenunterschied der macht. Klar habe ich ungefähr abgeschätzt, wo er lehmig, sandig oder humusreich oder gar steinig war. Aber das war erstens laienhaft und zweitens oberflächlich – im wahrsten Sinne des Wortes. Außerdem habe ich mir oft gedacht, dass das schon irgendwie passen würde, wenn ich nur eine üppige Menge der richtigen Pflanzerde in das Pflanzloch geben würde. Wenigstens für den Anfang. Von wegen! Ab sofort werde ich beherzigen, was alle rauf- und runter predigen: Mulchen, mulchen, mulchen! Hielt ich bisher für völlig übertrieben. Ich wollte schließlich keinen englischen Garten. Doch was für einen Unterschied die richtige Bodenqualität bzw. der passende Dünger macht, konnte ich im Turbo am Rasen beobachten. In weniger als 14 Tagen war die spiddelige Grasfläche vorm Haus wie verwandelt.

Ich glaube, meine grobe Fehleinschätzung war, dass das Wichtigste beim Gärtnern die richtige Pflege sei. Wässern, schnippeln, Unkraut zupfen. Das ist mir schon ein bisschen peinlich. Schließlich war mein Vater leidenschaftlicher Hobbygärtner. Zumindest ein Minimum hätte ich eigentlich von ihm lernen können.

Meine dritte Lektion lautet: Finger weg von Samenmischungen! Mein Sonnenblumenproblem hatte ich schon erwähnt. Da, wo ich eine bunte Wildwiese für die Insekten haben wollte, stehen nun dichtgedrängt monströse, kopflastige Sonnenblumen. Und sonst nix. Es ist kein Unglück. Optisch hat es durchaus seinen Charme, und zumindest die Hummeln und Bienen sind sehr glücklich. Die Meisen werden es bald ebenfalls sein. Dazu kommt, dass Sonnenblumen offenbar die Bodenqualität stark verbessern. Ich wusste, dass sie Starkzehrer sind und dachte daher, dass eher das Gegenteil zutreffen würde. Aber wenn man die Wurzeln und ein kurzes Stück der alten Stengel stehen lässt, hat man im nächsten Jahr einen super Boden. Sogar ohne Mulchen. Von daher war mein Samentüten-Fehler kein Griff ins Klo, nur vorgestellt hatte ich mir eben etwas ganz anderes.

Insgesamt ist aber alles überraschend gut gelaufen. Anfänger-Glück muss man wohl sagen. Seit ein paar Wochen kann ich den Garten schon richtig nutzen. Für die Hunde hat es sich auch mehr als gelohnt, obwohl ich vorm Haus immer noch keinen Zaun habe. Der kleine Kater fühlt sich ebenfalls sichtlich wohl.


Gargamel schläft


Der entscheidende Gamechanger hat aber gar nichts mit dem Gärtnern an sich zu tun. Das war nämlich der Abriss der Überdachung. Nicht nur wegen meiner Arachnophobie. Der Gewinn an Platz, Sonne und Grünfläche ist wirklich unglaublich. Nächstes Jahr werde ich schon im Frühling etwas davon haben. Und weil es immer noch ein verhältnismäßig kleiner Garten ist, der keine Unmengen an Bepflanzung und Arbeit erfordert, ist es dann auch kein weiter Weg mehr zu dem pflegeleichten Cottagegarten, den ich mir wünsche.

Kommentare deaktiviert für Erstes Fazit einer Gartensaison