Erdbeermond
Grimoire

Erdbeermond ’22

Der Vollmond hatte sich leider hinter dichten Wolken versteckt, aber es wird nicht der letzte gewesen sein, den ich hier erlebe. Diese Erkenntnis beginnt langsam in mein Bewusstsein zu sacken. Einen Monat bin ich jetzt hier. Schon? Erst? Dadurch, dass ich so oft das Quartier wechsele, habe ich ständig ein neues „Alltagsumfeld“, und das stellt ein Durcheinander mit meinem Zeitgefühl an.

Trotzdem hat sich ein neues „Normal“ in mir etabliert. Es ist nicht so, dass ich es jetzt weniger zu schätzen wüsste als in den ersten Tagen, aber dass ich ständig und überall das Meer sehe, ist inzwischen normal. Die riesigen Möwen und Hasen: normal. Die fremden Sprachfetzen um mich herum sind mittlerweile ebenso normal wie die exorbitanten Preise in Dänischen Kronen, die ich nur ungefähr im Kopf überschlagen und einordnen kann. Die angenehmen Temperaturen erscheinen mir auch schon ganz selbstverständlich, während ich aus Deutschland Gestöhne wegen Hitzerekorden zu hören bekomme. Und auch, dass der draußen früher immer ruhelose Gandalf ganz gemächlich herum trottet, erscheint mir nicht mehr ungewöhnlich. Ich denke, wir haben eine neue Stufe des Ankommens erreicht.