
Einsiedlerkrebs auf Kurs
Etwas, worum ich mich lange gedrückt habe, ist nun endlich getan: Ich habe meine Verbindungen in den sozialen Medien radikal reduziert. Besonders auf Facebook und Twitter. Zuletzt haben mich diese beiden beiden Plattformen so genervt, dass ich am liebsten mein Profil gelöscht hätte. Im Verlauf dieses Jahres habe ich noch ein paar Mal versucht, mein Nutzungsverhalten zu ändern, aber das hat alles nichts gebracht. Ich musste einsehen, dass es nur durch Entfreunden und Entfolgen besser werden würde.
Nun ist es sehr mühsam, große Mengen an digitalen Verbindungen zu kappen. Und es ist – wie beim Aufräumen – nicht immer einfach, zu entscheiden, wovon man sich trennen sollte und wovon nicht. Außerdem möchte man ja niemanden verprellen, denn fast immer waren die dämlichen Algorithmen schuld an meiner Unzufriedenheit mit dem Feed. Einige Personen würden mich allerdings gar nicht vermissen – in den Fällen fiel es leicht, und zum Glück war das die Mehrheit. Auf der anderen Seite gab es Leute, die ich schlussendlich sogar geblockt habe, um sicher zu stellen, dass sie ein für alle Mal von meinem Schirm verschwinden.
Es war jedenfalls ein Angang. Wegen des zeitlichen Aufwands und auch wegen des blöden Gefühls, das man erstmal bei allem hat, das mit Veränderung, Unhöflichkeit und Loslassen zu tun hat. Dabei ist mir nicht einmal ganz klar, wie es überhaupt so weit kommen konnte, da ich immer schon ein Mensch der wenigen Verbindungen war. Schon als Kind war ich ein Eremit. Wahrscheinlich lag es an meiner Zeit im Marketing, dass ich mich online gegen meine Natur gewendet hatte. Es kann verdammt lange dauern, bis man endlich sämtliche Lasten einer vor vielen Jahren einmal falsch gestellten beruflichen Weiche los wird.
Nun stellt sich langsam das Gefühl ein, dass „der Drache wieder durch den Raum fliegen kann“, wie es im Feng-shui heißt. Sehr angenehm.
Danke für das Foto, James Lee

