
Ein würdig(end)er Abschied
Es fühlt sich so an, als zögen wir die Trauer unnötig in die Länge, aber es liegt auch an den Einschränkungen durch die Pandemie. Nach beiden Beerdigungen fehlte das eigentlich übliche gesellige Beisammensein, der „Leichenschmaus“, das Austauschen von Erinnerungen und das Feiern eines zu Ende gegangenen Lebens bei Kaffee und Kuchen, Sekt und Sushi, Bier und Kartoffelsalat oder was auch immer passend erscheint.
Wir wollten das unbedingt nachholen, denn unsere Eltern haben gerne gefeiert, und es schien einfach unangemessen, nicht noch einmal auf sie anzustoßen. Da ein Fest mit einer etwas größeren Gästeliste nach wie vor nur unter freiem Himmel möglich ist, war jetzt der einzig mögliche Moment – bevor der Herbst schlechtes Wetter, nachlassende Impfwirkungen und womöglich neue Einschränkungen bringen würde. Und so war es am letzten Wochenende endlich soweit.
Ich gebe zu, dass mich die ganze Vorbereitung ganz schön gestresst hat, obwohl so etwas lange genug Teil meines Berufs war. Irgend etwas geht ja im Vorfeld immer schief. Mindestens eine Person fällt aus, wichtige Gegenstände gehen zu Bruch, jemand hält Termine nicht ein und Zelte oder Pavillons wollen sich ums Verrecken nicht zusammen bauen lassen. Am Ende wird die Zeit vor einfach jedem Event ganz plötzlich knapp. Und dann zieht womöglich ein Unwetter herauf oder man darf auf einmal weder Feuer noch Fackeln noch Grill anzünden.
Doch es hat alles geklappt. Der neue fahrbare Untersatz hat sich bereits tausendfach bewährt. Das Wetter war perfekt. Die Gäste waren zahlreich und gut gelaunt. Ich verbeuge mich gedanklich insbesondere vor der Generation, zu der auch meine Eltern gehörten: Diese Leute machen ihre Aufwartung, trotz schmerzender Knochen, Depressionen oder rebellierender Eingeweide, die ihnen Essen und Trinken verleiden. Davon würde ich mir gerne eine fette Scheibe abschneiden.
Leider bin ich nicht dazu gekommen, Fotos zu machen (das obige ist ungefähr eine Stunde vor Beginn entstanden), denn es sah einfach wunderschön aus. Aber andere haben fleißig fotografiert, und vielleicht liefere ich bei Gelegenheit ein paar Bilder nach. Der Aufwand hat sich jedenfalls gelohnt, das wurde uns von allen Seiten bestätigt. Die Resonanz macht mich glücklich, denn ich kann sicher sein, dass dieser Abend unseren Eltern würdig war. Sie waren dabei, in den Köpfen aller Anwesenden, und genau darum ging es.

