Ortsausgang
Grimoire

Drei Monate

In Dänemark sind ab heute Herbstferien, das übertüncht kurzzeitig die Tatsache, dass sich die Insel merklich leert. Viele Geschäfte und gastronomische Betriebe haben bereits die Schotten dicht gemacht und eröffnen erst im nächsten Mai oder Juni wieder. Mehr als die Hälfte der Wohnhäuser bleibt abends dunkel. Ich bekomme eine Ahnung davon, was mir die Leute angekündigt haben: Es wird ein einsamer und düsterer Winter auf Ærø. Noch freue ich mich darauf.

Vorm Haus legt sich grüner Flaum über das triste Braun der Erde. Es war also noch nicht zu spät für die Rasen-Aussaat. Zumindest mein kleines Grundstück sieht jetzt besser aus als noch im Sommer, auch wenn nach wie vor schrecklich viel zu tun ist. Im Haus merke ich, dass die Feuchtigkeit ein zähes Thema sein wird, obwohl ich hoffe, dass eine Heizsaison mit konsequentem Lüften reichen wird, um das Problem zu lösen. Da stellt sich natürlich die Frage, wie sich die Kosten fürs Heizen entwickeln und wie viele Stromausfälle es diesen Winter geben wird.

Drei Monate bin ich nun schon in Ommel. Die Zeit fühlt sich einerseits kurz und andererseits lang an. Ich weiß nicht, wo sie hin ist, so viel steht fest. Meine Gedanken drehen sich ungesund häufig um die Befürchtung, dass Putin den nuklearen Tsunami losschickt, während ich noch nicht fertig bin. Womit auch immer. Aber so kann man ja auch nicht leben. Vielleicht kaufe ich heute ein paar Tulpenzwiebeln. „To plant a garden is to believe in tomorrow“, hat Audrey Hepburn gesagt. Wegen des Baums konnte ich mich noch nicht entscheiden, aber Tulpen sind leicht.