
Die Wundertüte für Erwachsene
Weil ich passend zu den Feiertagen den Osterhasen bei der Arbeit erwischt habe, möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um über meine ersten Erfahrungen mit der Wildkamera zu schreiben. Ich hätte mir längst so ein Gerät anschaffen sollen, denn es ist wirklich ein großer Spaß. Aber früher waren Wildkameras oder Fotofallen deutlich kostspieliger, während man heute schon ab 40 Euro ein gutes Gerät bekommt.
Ursprünglich ging es mir vor allem darum, den örtlichen Fuchs zu stalken. Um mich mit der Kamera vertraut zu machen, habe ich sie zunächst an verschiedenen Stellen im Garten angebracht. Dabei habe ich schnell gelernt, dass die Feinjustierung der Einstellungen und das Finden eines guten Platzes gar nicht so einfach sind, denn das Gerät löst auch bei sich bewegenden Blättern oder schnell fliegenden Wolken aus. So hatte ich zu Beginn vor allem Hunderte leerer Fotos auf der Speicherkarte.
Auch eine gute und praktische Befestigung der Fotofalle erfordert etwas Übung und Erfahrung mit dem Gerät, jedenfalls wenn man eines der günstigeren Modelle hat, das die Bilder nicht per Bluetooth oder Mail verschickt.
Aber auch, wenn es anfangs noch nicht so rund lief und noch keine wirklich spannenden Bilder dabei waren, so hat es doch von den ersten Versuchen an Riesenspaß gemacht. So eine Wildkamera ist wie eine Wundertüte oder ein großes Überraschungsei, vor allem wegen der Nachtaufnahmen. Man ist aufgeregt wie ein kleines Kind, wenn man die Kamera holt und an den Rechner anschließt, um zu entdecken, was sich in aller Heimlichkeit an ganz vertrauten und unspektakulären Orten wie dem eigenen Garten abgespielt hat. Selbst die allnächtliche Mäuseparty oder eine völlig unbekannte Katze haben ihren Reiz. Wahrscheinlich wegen des berühmten Aha-Effekts, oder weil die riesigen, leuchtenden Augen den nachtaktiven Gestalten entweder etwas sehr Niedliches oder etwas Geheimnisvolles verleihen.
Vom Fuchs habe ich bisher nur einen einzigen kleinen Anschnitt aufnehmen können. Auch, weil man ja nicht einfach irgendwo im öffentlichen Raum eine Kamera montieren darf. Aber ich habe schon eine ganze Menge hinzugelernt und bin mir sicher, dass ich ihn bald in ganzer Schönheit erwischen werde. Bis dahin werde ich mich mit all den unverhofften Zufallsaufnahmen amüsieren, die sich unter hunderten belanglosen Fotos verstecken, wie Trostpreise in der Lostrommel einer Dorfkirmes. Gewinn ist Gewinn.

