
Die Selbstzerstörung der Oktopoden
Everyone knows I’m right about one thing
You and I don’t work out
You bring out the mean in me
I bring out your insecurities
Before I ever met you
I never knew I could be broken in so many ways
– BANKS
Wenn von Oktopoden die Rede ist, geht es meistens um ihre herausragende Intelligenz. Selten wird erwähnt, dass sie kurz nach der Paarung einen sehr unschönen Tod sterben. Bei den weiblichen Tieren geht es besonders zügig und brutal vonstatten. Sie ziehen sich selbst die Haut vom Leib und beißen die Enden ihrer Arme ab. Die Männchen nehmen keine Nahrung mehr auf und scheinen kognitiv stark abzubauen. Sie bewegen sich unkoordiniert und fallen daher häufig einem Raubtier zum Opfer, wenn sie nicht vorher verhungern.
Oktopoden sind nicht die einzige Spezies, deren Lebensspanne nur bis zur ersten Reproduktion reicht. Die Natur wird sich etwas dabei gedacht haben. Eine möglichst hohe Diversität des Genpools wahrscheinlich. Oder es geht schlicht um die Sicherung des Überlebens wenigstens einiger der Nachkommen, denn Oktopoden gehören zu den Kannibalen und sind damit eine Gefahr für die eigene Brut. Auf jeden Fall weiß man heute, dass es eine Art hormoneller GAU (in den optischen Drüsen) ist, der die Tiere nach dem Sex in den Wahnsinn treibt.
Wieso muss das so grausam ablaufen? Die Natur ist in der Lage, einen weiblichen Oktopus so zu programmieren, dass er das Gelege noch bis kurz vor dem Schlüpfen bewachen kann. Warum ist es nicht möglich, einen Tod vom Modell kurz und schmerzlos einzurichten? So ähnlich wie das Kopfabbeißen bei den Gottesanbeterinnen? Liegt es daran, dass die drei Herzen und neun Gehirne der Achtarmigen ihren Organismus zu komplex machen?
Die Natur ist ein Psychopath, und Sexualhormone sind eine üble Erfindung. Warum gibt es Parthenogenese (Jungfernzeugung) nicht bei jeder Spezies? Wie viel einfacher wäre die Welt? So viel weniger Leid, so viel weniger Drama. Und wer mir jetzt mit Langeweile kommt, darf sich gern ein beliebiges Körperteil abbeißen.
Bild: gemeinfrei

