Ommels ältestes Haus im Regen
Grimoire

Die Schönheit des Regens

It has no walls, the beauty of the rain
Is how it falls, how it falls, how it falls

– Dar Williams | The Beauty of the Rain


Nun wird es wohl ein paar Tage kein Strandwetter geben, aber seien wir ehrlich, die Strände sehen zur Zeit sowieso fürchterlich aus. Alles ist voll mit Tang, Seegras und toten Quallen. Der Regen dagegen ist herrlich. Sommerregen eben. Warm und weich. Alle Farben bekommen einen dunkleren, tieferen Ton. Und dazu Petrichor, der unnachahmliche Duft, der aufsteigt, wenn Regen auf trockenen, warmen Boden trifft.

Als Tante Hanne hier war, hat sie mir von einem Erlebnis in Indien erzählt, als drei Regentänzer – mutmaßlich – eine lange Dürre beendeten. Hanne ist ein sachlicherer Mensch als ich, mit Aberglaube und Naturreligionen hat sie überhaupt nichts am Hut. Sie hat vor mehr als 50 Jahren einen Juju-Affenschädel als reines Souvenir aus Afrika mitgebracht. Letztes Jahr, als sie im Urlaub war, goss ein Nachbar bei ihr die Blumen und brachte seine Kinder mit in ihre Wohnung voller fremdländischer Kuriositäten. Als Hanne zurückkehrte fehlte dem Affenschädel die gesamte untere Zahnreihe. Ich fragte Hanne, ob sie glaubt, dass dadurch auch das Juju Schaden genommen hätte, und sie sah mich an, als wäre ich nicht ganz bei Trost. Aber als sie von dem Regentanz in Indien berichtete, auf den gleich am nächsten Tag langanhaltender, ergiebiger Regen folgte, lag der Zusammenhang für sie auf der Hand. Sie sagte sogar, es sei schade, dass es heutzutage selbst in Indien kaum noch Leute gäbe, die dieses „Handwerk“ verstünden. Da war ich einigermaßen baff. Doch ich schweife ab.

Der Klimawandel macht Dürren in unseren Breiten bald zur Normalität. Sommerregen, der nicht sintflutartig alles überschwemmt, wird zu etwas Kostbarem. Ich finde es erstaunlich, wie greifbar diese Veränderungen schon geworden sind und wie unmittelbar sie uns betreffen. Regional gab es Dusch- und Waschverbote. Wässern des Gartens? Nicht erlaubt. Erinnert mich auch an das „Heizungsgesetz“ („Gebäudeenergiegesetz“ klingt natürlich harmloser). Ich bin gespannt, wann es nach dem Vorbild einiger US-Staaten verboten wird, auf dem eigenen Grundstück Regenwasser zu sammeln. Noch ist es zum Glück nicht soweit. Noch sind ein paar verregnete Sommertage Grund zu ungetrübter Freude. Auch wenn das die hiesigen Touristen anders sehen.

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