Grimoire

Die Dringlichkeit des Lebens

Dieser Sommer mit seiner Dürre, den Bränden, den vielen Todesfällen und „letzten Malen“ ist so bestimmt von Vergänglichkeit, dass ich immer öfter an einen Artikel denken muss, den ich vor Jahren gelesen habe. Darin ging es um die Tatsache, dass fast alle Menschen, die in ihrem Leben Großes leisten, in sehr früher Kindheit von Tod und Verlust geprägt wurden und deshalb ein besonderes Verständnis für die „urgency of life“ erhielten. Das erschien mir sehr plausibel. Meine eigene Kindheit war ziemlich sorglos und behütet, und meine erste Beerdigung war die eines Lehrers, als ich 16 war.

Die Dringlichkeit des Lebens wurde mir eigentlich erst vor ein paar Jahren sporadisch bewusst. In diesem Sommer ist sie allerdings allgegenwärtig, und ich verspüre einen unangenehmen Druck. Und Schuldgefühle für meine bisherigen Versäumnisse und meinen fehlenden Schaffensdrang. Ist das schon die Midlife Crisis? Um Himmels Willen! Sofort wird der Druck noch ein wenig stärker. Ist der Zug schon abgefahren? Oder ist es nie zu spät? Diese Fragen stellen sich bei immer mehr Gelegenheiten. Und genau hier würde wahrscheinlich jemand, der die Dringlichkeit des Lebens wirklich verinnerlicht hat, anders ticken: Für solche Fragen und das Hadern mit früheren Versäumnissen ist keine Zeit! Nicht zurück blicken, sondern nach vorn. Und einfach machen!

Ja, ich komme spät zu dieser Einsicht, aber besser spät als nie. (Sic!)

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