Hexenglaube
Grimoire

Der letzte Hexenprozess

Dänemarks letzter Hexenprozess fand 1936 hier auf Ærø statt. Vor noch nicht einmal hundert Jahren. Auch wenn es in vielen Teilen der Welt noch heute Hexenverfolgungen gibt, finde ich das ganz schön erschreckend.

Immerhin ging dieser letzte Prozess glimpflich aus. Der der Hexerei beschuldigte Carl Vilhelm Goldmann wurde damals frei gesprochen. Es gelang ihm, den Richter davon zu überzeugen, dass es sich bei den Anschuldigungen um Verleumdung handelte.

Goldmann, der 1858 geboren wurde und bis zu seinem Tod im Jahre 1939 in Marstal auf Ærø lebte, war der Schädlingsbekämpfer der Stadt. Mit diesem Beruf zieht man wahrscheinlich leichter Argwohn und Ablehnung auf sich als ein Fischer oder Bauer. Genau wie kräuterkundige Frauen ist jemand, der sich mit Ratten beschäftigt und in einem Haus ein weißes Pulver verbrennt um den Scharlach zu vertreiben, schnell verdächtig – oder gar des Mordes beschuldigt. Wer mysteriöse Mittel kennt, die über Tod und Krankheit entscheiden, braucht nur versehentlich jemandem auf die Füße zu treten, um nachhaltig in Verruf zu geraten. Gerüchte und üble Nachrede sind ruckzuck im Umlauf, und so war Carl Wilhelm Goldmann in seiner Gemeinde nicht besonders beliebt. Er wurde sogar regelrecht gemobbt und muss über beachtliche mentale Stärke verfügt haben, sich dennoch nicht unterkriegen zu lassen. Immerhin hat er ein für die damalige Zeit recht hohes Alter erreicht und Marstal nie den Rücken gekehrt.

Der Mann hat außerdem posthum erreicht, dass ich wieder Facebook beigetreten bin, denn es ist praktisch unmöglich zu recherchieren, ohne Zuckerbergs Info-Imperium zu nutzen. Jedenfalls hier in der Provinz. Kein Museum, kein Veranstalter, kein Shop, kein Archiv schafft es hier, die eigene Webseite informativ und aktuell zu halten und nutzt stattdessen das blaue Gift dafür. Wie konnte es soweit kommen? (Rhetorische Frage natürlich.)

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