
Cosy Crime: Megan Malone & Co.
„Der Cosy-Krimi besitzt eine dichte Atmosphäre und Lokalkolorit. Die Spannung eines Cosy-Krimis besteht weniger aus actionreichen Szenen, als vielmehr aus den auszulotenden Tiefen der handelnden Figuren. Deren psychosoziale Verstrickungen innerhalb authentischer Lebens- und Arbeitswelten, gepaart mit interessanten, aktuellen Themen abseits der Kolportage und des Klischees, machen die Atmosphäre dieses Genres aus.“
– Wikipedia
Was ich an „Cosy Krimis“ so mag, ist vor allem die Schrulligkeit. Ich habe lange überlegt, ob ich nicht einfach nur mit dem Alter immer verweichlichter werde und daher Abstand von den skandinavischen oder südafrikanischen Brachial-Thrillern nehme. Bestimmt spielt das auch eine Rolle, aber tatsächlich mag ich düstere Thriller immer noch sehr. Miss Marple, Inspektor Barnaby, Agatha Raisin, Madame le Commissaire und wie sie alle heißen, haben jedoch einen anderen Reiz. Natürlich sind sie leichter verdaulich und witziger. Manche sind mir sogar ein bisschen zu witzig. Der spezielle Charme entwickelt sich aber erst aus der Verbindung idyllischer Schauplätze, leicht neurotischer Charaktere und geradezu absurd kreativer Verbrechen.
Nachdem ich während der letzten Monate in den Agatha Raisin Büchern versunken bin, habe ich jetzt die relativ neue Reihe um die Limousinen-Chauffeurin Megan Malone entdeckt. Megan ermittelt in Dublin, und ein wenig erinnert mich das Ganze an die Stephanie Plum Romane von Janet Evanovich, nur eben in einem wesentlich netteren Setting. Mir gefällt besonders, dass diese Krimis zeitgemäß und modern sind, wo andere Gefahr laufen, altbacken zu wirken. Die Aufmachung der deutschen Cover ist zwar eindeutig retro, aber nicht konservativ. Das passt.
Sollte ich etwas zur Story des ersten Bandes sagen? Nein, denn die ist wie bei Cosy Krimis üblich zweitrangig. Es geht um die Charaktere und die Atmosphäre. Das Mordopfer ist in Megans erstem Fall eine Foodbloggerin. Es treten außerdem auf: eine ausgesetzte Hundemama mit zwei niedlichen Welpen, eine warmherzige Köchin, eine betörende Schönheit und – natürlich – ein charismatischer Polizist. Dazu Dublins Straßen, Dublins Kirchen, Dublins Cafés, Dublins Restaurants und Dublins benachbarte Küstenstädtchen.
Leider finde ich es recht offensichtlich, dass die Serie durch den Vorschlag eines Verlages an eine seiner erfolgreichen Autorinnen geboren wurde. „Cosy Crime trendet, also brauchen wir jemanden, der sowas für uns schreibt.“ Stellenweise merkt man, dass sich hier jemand eines Baukastens bedient hat. Das ist schade, aber es war eine sehr gute Autorin, deshalb funktioniert das Ergebnis trotzdem. „Megan Malone und die tote Kritikerin“ ist spannende, unterhaltsame Lektüre, und die folgenden Bände werde ich bestimmt ebenfalls lesen.

