Unruhen
Grimoire

Blackout

Anderswo habe ich es schon kurz angesprochen: Gerade als die Hamsterkäufe in Deutschland so richtig losgingen, habe ich begonnen, „Blackout“ von Marc Elsberg zu lesen. Keine Ahnung, was mich geritten hat, ausgerechnet jetzt, beinahe ein Jahrzehnt nach Erscheinen des Buchs, damit anzufangen. Denn natürlich hat die Lektüre ein wenig Paranoia geschürt. Glücklicherweise hat sie andererseits auch vieles relativiert.

Blackout wurde nicht umsonst zum Bestseller und hat dem Autor einige VIP-Plätze bei fachlichen Podiumsdiskussionen, Vorträgen und Kongressen beschert. Fundiert, faszinierend, viel food for thought und wahnsinnig spannend. Wie der Titel schon sagt, geht es um einen Stromausfall, und zwar einen, der nicht nur lange andauert, sondern außerdem grenzübergreifend ist. Erst sind weite Teile Europas betroffen, später auch die USA. Dass das Konsequenzen hat, über die der Normalbürger vorher nie nachgedacht hat, können wir alle wohl spätestens jetzt dank COVID-19 erahnen. Es ist grauenvoll. Und es ist ebenfalls ein Szenario, vor dem uns moderne Kassandras seit Jahrzehnten warnen, plausibel und durchaus realistisch. Wie die aktuelle Pandemie. Nur noch schlimmer.

Als Verursacher der Katastrophe entpuppt sich in Marc Elsbergs Roman eine Gruppe elitärer Fanatiker, deren Mitglieder sich als Heilsbringer einen neuen, besseren Welt betrachten. Genies, deren IQ sie letztlich scheitern lässt, weil er sie blind für etwas Wesentliches der menschlichen Natur macht. Etwas, das sie am Ende genauso zu Fall bringt, wie es Crake in meiner geliebten Maddaddam-Trilogie bei ganz ähnlichen Plänen widerfuhr.

„Non est ad astra mollis e terris via – Der Weg zu den Sternen ist nicht bequem. Schon in den alten Mythen muss man das Ungeheuer bezwingen, um zum Schatz zu gelangen.“

Vielleicht hat mir Blackout auch deshalb so gefallen. Die Arroganz der Mega-Intelligenten in unserer technologieverrückten Zeit, das Gott-Spielen-Wollen, all das ist nicht weniger gefährlich als die menschliche Bequemlichkeit. Aber ebenso selbstkorrumpierend. Wie jede andere Schwäche auch. Das ist Anlass zu großer Sorge, lässt aber auch viel Raum für Hoffnung.

Ich werde beizeiten doch einmal das von der Regierung empfohlene 14-Tage-Survival-Kit, inklusive batteriebetriebenem Radio, zusammenstellen. Sobald es wieder Klopapier gibt. Und ich werde mich sehr zusammenreißen müssen, wenn demnächst mal kurz der Strom ausfällt.