
August
Aus unerfindlichen Gründen habe ich das Gefühl, der Sommer wäre vorbei. Fast den ganzen Juni über dachte ich schon, es sei Juli. Und jetzt hat gerade mal der August begonnen, eigentlich immer der heißeste Part des dänischen Sommers, und ich bin bereits auf Herbst eingestellt.
Wie bei vielen Menschen hat mein Zeitgefühl durch die Lockdowns gelitten. Und die letzten drei Monate waren das genaue Gegenteil, eine ausgesprochen erlebnisreiche Zeit mit sehr vielen neuen Eindrücken. Vielleicht ist meine Wahrnehmung eines „normalen“ Jahresablaufs deshalb komplett aus der Balance geraten?
Ich hoffe, dass sich jetzt alles wieder ein bisschen einpendelt. Ein wenig Alltag wäre nicht schlecht. Mir ist immer noch nicht richtig bewusst, dass ich jetzt erstmal „angekommen“ bin, für mindestens ein paar Jahre. Ende August habe ich das aber bestimmt begriffen. Und dann kommt er wirklich, der goldene Herbst. Und dann Weihnachten. Und dann werde ich bald schon ein Jahr auf dieser Insel sein.
Die Tage werden wieder viel zu schnell verrinnen. Aber weil ich hier so viele glückliche alte Menschen sehe, macht mir der Gedanke nichts mehr aus. Meine Nachbarin hat mir erzählt, dass der Mann, der dieses Haus gebaut und bis zu seinem Ende bewohnt hat, 104 Jahre alt geworden ist. Vielleicht läuft die Zeit auf Ærø tatsächlich ein bisschen anders.

